Es war ein gelungener Auftakt zum Kulturhauptstadtjahr 2110, dem 21., das Deutschland ausrichten durfte. Zum zweiten Mal nach 2010 war es das Ruhrgebiet, das seine Wandlungsfähigkeit und seine kulturellen Leistungen der europäischen Öffentlichkeit präsentieren konnte. Hauptspielstätte ist in diesem Jahr ein ehemaliges Kohlekraftwerk in Datteln, das im Jahr 2014 ans Netz gegangen war und bis 2050 vor allem Strom für die Bahn lieferte und danach zum neuen Hauptstandort für das bei der vergangenen Kulturhauptstadt eröffnete Ruhr-Museum wurde. Bei karibischen Klängen und frühsommerlichen Temperaturen stellten zum Neujahrstag Theatergruppen, bildende Künstler und Musiker aus allen wichtigen Städten des Reviers ihr Programm für das gerade begonne Jahr vor: Die Oper Waltrop plant zusammen mit Musikhäusern aus Paris, London und New York die Aufführung des bislang spektakulärsten Zyklus der Werke von John Cage, was Kritiker als arges Zugeständnis an den Massengeschmack und Hinweis für die Verflachung des Kulturhaupstadtprogramms werteten.
Ganz im Zeichen des Mottos der Ruhr2110 „Blaues Ruhrgebiet“ steht der große Bilderzyklus der Fotografengruppe Roter Delphin. „Unter den Wassern der großen Ruhr.“ Es zeigt den Wandel der Ruhrgebietsstädte nach dem Abschalten der Bergbaupumpen 2043, das dazu führte, dass der Grundwasserspiegel in weiten Teilen des Ruhrgebiets stieg und Städte wie Essen, Bochum, Dortmund und Duisburg langsam in einem großen See versanken, der sich vor 20 Jahren mit der Ruhr zum Ruhrdelta verband, einer einzigartigen Wasserlandschaft, die seitdem Touristen aus der ganzen Welt anzieht. Der Bilderzyklus zeigt auf beeindruckende Weise, wie sich Flora und Fauna innerhalb kürzester Zeit diese einstige Industrielandschaft vereinnahmten.
Von kaum einem anderen Ort hat man so einen schönen Blick auf die schon beinahe meerhaft wirkende Ruhr wie von der Aussichtsplattform des einstigen Kraftwerks in Datteln, das als einziges europäisches Binnenland-Museum mit Strand gilt. Höhepunkt der Eröffnung des Kulturhauptstadtjahres war dann auch eine große Strandparty, auf der die Replikanten der Beach Boys nicht fehlen durften. Wenn Brian Wilson „I Get Around“ anstimmt und im Norden die Sonne in der Ruhr versinkt – das hat schon einen ganz besonderen Charme.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Gegen welche Regel?
Intro – Flucht und Segen
Schulenbremse
Teil 1: Leitartikel – Was die Krise des Bildungssystems mit Migration zu tun hat
„Die Kategorie Migrationshintergrund hat Macht“
Teil 1: Interview – Migrationsforscher Simon Moses Schleimer über gesellschaftliche Integration in der Schule
Bildung für Benachteiligte
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Verein für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe in Bochum
Rassismus kostet Wohlstand
Teil 2: Leitartikel – Die Bundesrepublik braucht mehr statt weniger Zuwanderung
„Ein Überbietungswettbewerb zwischen den EU-Staaten“
Teil 2: Interview – Migrationsforscherin Leonie Jantzer über Migration, Flucht und die EU-Asylreform
Ein neues Leben aufbauen
Teil 2: Lokale Initiativen – Der Verein Mosaik Köln Mülheim e.V. arbeitet mit und für Geflüchtete
Zum Schlafen und Essen verdammt
Teil 3: Leitartikel – Deutschlands restriktiver Umgang mit ausländischen Arbeitskräften schadet dem Land
„Es braucht Kümmerer-Strukturen auf kommunaler Ebene“
Teil 3: Interview – Soziologe Michael Sauer über Migration und Arbeitsmarktpolitik
Ankommen auch im Beruf
Teil 3: Lokale Initiativen – Bildungsangebote für Geflüchtete und Zugewanderte bei der GESA
Das Recht jedes Menschen
Die Flüchtlings-NGO Aditus Foundation auf Malta – Europa-Vorbild Malta
German Obstacle
Hindernislauf zur deutschen Staatsbürgerschaft – Glosse
Weihnachtswarnung
Intro – Erinnerte Zukunft
Nostalgie ist kein Zukunftskonzept
Teil 1: Leitartikel – Die Politik Ludwig Erhards taugt nicht, um gegenwärtige Krisen zu bewältigen
„Nostalgie verschafft uns eine Atempause“
Teil 1: Interview – Medienpsychologe Tim Wulf über Nostalgie und Politik
Lebendige Denkmäler
Teil 1: Lokale Initiativen – Die Route Industriekultur als Brücke zwischen Gestern und Heute
Aus Alt mach Neu
Teil 2: Leitartikel – (Pop-)Kultur als Spiel mit Vergangenheit und Gegenwart
„Früher war Einkaufen ein sozialer Anlass“
Teil 2: Interview – Wirtschaftspsychologe Christian Fichter über Konsum und Nostalgie
Spenden ohne Umweg
Teil 2: Lokale Initiativen – Das Netzwerk 2. Hand Köln organisiert Sachspenden vor Ort
Glücklich erinnert
Teil 3: Leitartikel – Wir brauchen Erinnerungen, um gut zu leben und gut zusammenzuleben
„Erinnerung ist anfällig für Verzerrungen“
Teil 3: Interview – Psychologe Lars Schwabe über unseren Blick auf Vergangenheit und Gegenwart
Zivilcourage altert nicht
Teil 3: Lokale Initiativen – Der Verein zur Erforschung der Sozialen Bewegungen im Wuppertal
Unglaublich, aber essbar
Todmorden und die Idee der „essbaren Stadt“ – Europa-Vorbild England
Schlechte Zeiten: Gute Zeiten
Die Macht der Nostalgie – Glosse
Ran an die Regeln
Intro – Verspielt