Wenn Volker Grünewald von seinem Bauvorhaben berichtet, wird er oft ein bisschen feierlich. „Wir ringen dem lieben Gott das ab, was er uns sowieso zur Verfügung stellt“, sagt der Bauträger der Solarsiedlung Oberhausen. Dann aber wird er gleich kämpferisch: „Wir wollen nicht weiter von den Monopolisten abhängig sein, die mit den Energiepreisen machen, was sie wollen.“ Deshalb hat der Bauunternehmer drei Jahre lang geplant und organisiert. Im vergangenen Herbst war Baubeginn. Noch in diesem Jahr werden die ersten Familien in die 36 Häuser einziehen. Der Clou: Durch Photovoltaik auf den Dächern und eine zentrale Erdwärmeheizung funktionieren die Häuser wie kleine Kraftwerke, geben also mehr Energie ins Stromnetz als sie verbrauchen. 21 Bohrlöcher mit einer Tiefe von je 149 Metern sorgen für Wärme im Winter und angenehme Kühle im Sommer. Auch das Regenwasser wird für Waschmaschinen, Toilettenspülungen und Gartenbewässerung genutzt.
Die Siedlung in Oberhausen ist eine von insgesamt 50 Solarsiedlungen, die die EnergieAgentur.NRW betreut. Von Aachen bis Detmold, vom Osnabrücker Umland bis Bonn, überall im Land entstehen inzwischen Häuser, die mit wenigen oder gar keinen fossilen Brennstoffen heizen. Auch Altbaubestand wird entsprechend umgerüstet. Dem Geschäftsführer der EnergieAgentur.NRW Prof. Dr. Norbert Hüttenhölscher geht die Entwicklung allerdings noch immer zu langsam vonstatten: „Die Energieeffizienz wird noch immer unterschätzt.“ Tatsächlich fragt man sich, warum nicht alle Neubauten im Land so gebaut werden wie die in Oberhausen. Mit 220.000 Euro ist ein 133 Quadratmeter großes Reihenhaus bereits zu haben. Die Nebenkosten, für viele Mieter und Besitzer ein inzwischen teurer Posten im Budget, ist minimal. Aus den Gewinnen der Stromeinspeisungen werden zum Teil sogar die Abfallgebühren bezahlt. Volker Grünewald hat errechnet, dass eine fünfköpfige Familie bis zu 100.000 Euro öffentliche Zuschüsse erhält. Die monatliche Belastung sei pro Quadratmeter so geringer als bei einer Sozialwohnung.
Möglich wurde diese knappe Kalkulation, weil die Häuser zentral beheizt werden. „Wenn jeder Häuslebauer seine eigene Anlage in den Keller stellt, wird das Objekt schnell unbezahlbar“ weiß Grünewald. Auch sonst habe er knapp kalkuliert, meint der Bauunternehmer. „Von den drei Jahren Planungszeit habe ich zwei Jahre wach im Bett gelegen“, schmunzelt Grünewald. Wenn seine Häuser in Oberhausen fertig sind, möchte er sofort ein neues Projekt beginnen. Mit mehreren Kommunen steht er bereits in Verhandlung. Dabei plant er auch Mehrgenerationenhäuser und Siedlungen mit integrierten Kindergärten.
www.energieagentur.nrw.de
www.gh-wohnwelten.de
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