trailer: Herr Weber, wie geht es dem Schauspielhaus Bochum finanziell? Alles im grünen Bereich?
Anselm Weber: Nach einer außergewöhnlichen Kraftanstrengung der letzten anderthalb Jahre haben wir über 1,7 Millionen Euro eingespart. Das sind fast 10 Prozent des Zuschusses. Wir sind auf dem Weg der Gesundung.
Warum schaffen Sie das und andere Theater nicht?
Wir haben wirklich jeden Stein umgedreht und haben das Maximum an Einsparungen herausgeholt. Das bedeutet: keine Neueinstellungen, keine Aushilfen im Krankheitsfall, die Kinder- und Jugendbühne wurde geschlossen, Personal wurde innerhalb der Stadtverwaltung versetzt …
Manchmal sind Kommunen nimmersatt. Was passiert, wenn durch wegbrechende Steuereinnahmen weiter gespart werden muss?
Wenn ein Institut wie dieses solch außergewöhnliche Kraftanstrengungen leistet, muss es in Zukunft wie andere städtische Kultureinrichtungen behandelt werden. Kürzungen im Kulturhaushalt können keine kommunalen Finanzen sanieren. Kürzungen sind immer ein psychologischer Obolus.
Was bleibt von einer Stadt übrig, die keine Kulturangebote mehr macht?
Es geht darum, das Zentrum einer Stadt zu verteidigen. Wir haben vor dem Schauspielhaus eine Solidaritätsdemonstration für den Erhalt von Opel in Bochum durchgeführt. Herbert Grönemeyer hat im vergangenen Jahr im Schauspielhaus gespielt. In diesem Monat haben wir vor dem Haus ein wunderschönes Tana Schanzara-Denkmal enthüllt. All das macht das Theater zum emotionalen Zentrum der Stadt.
Hilft da eine Neiddebatte? Die RuhrTriennale wird staatlich und stattlich unterstützt.
Nach wie vor gilt das Gesetz: Was einmal weg ist, ist weg. Sie können keine Bühne, keine Bibliothek, kein Museum schließen und nach ein paar Jahren wieder öffnen. Bei aller teilweise auch berechtigten Kritik an den Kulturinstitutionen gilt es jetzt erst einmal, diese zu erhalten. Neid ist natürlich die falsche Haltung.
Was ist denn zu tun?
Machen Sie es auch unter der Hundertmillionen-Dollar-Frage? Wir müssen noch mehr vermitteln, dass diese Kulturorte tolle Orte sind, die auch für die nachfolgenden Generationen erhalten werden müssen.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Auf’m Gipfel wird es voller
NRW-Kulturpolitik in Zeiten leerer Kassen – Magenbitter 07/13
Kein Sparen ohne Mehrwert
In Oberhausen lenkt die Kulturnacht von einem Dauerthema ab – Thema 08/12 Kulturförderung
Das Glück liegt auf der Bühne
Helga Scharmin arbeitet im Dortmunder Theater im Depot – Thema 08/12 Kulturförderung
Schutthaufen statt Stadttheater
Was macht die Halde Haniel außerhalb der Theatersaison? – Thema 08/12 Kulturförderung
Operation geglückt, Patient tot?
Die Kulturförderung des Landes möchte auch gefährdeten Theatern helfen – THEMA 08/12 KULTURFÖRDERUNG
„Eine gezielte Aufgabenkritik muss möglich sein“
Ute Schäfer zur Kulturförderung der Landesregierung – Thema 08/12 Kulturförderung
„Die Stadt wird nicht wiederzuerkennen sein“
Ulrich Greb zu der Zukunft des kulturellen Lebens in Moers – Thema 08/12 Kulturförderung
„Genießen der Ungewissheit“
Teil 1: Interview – Sportpädagoge Christian Gaum über das emotionale Erleben von Sportevents
„Viele Spiele haben noch einen sehr infantilen Touch“
Teil 2: Interview – Medienpädagoge Martin Geisler über Wandel in der Videospiel-Kultur
„Ich muss keine Konsequenzen fürchten“
Teil 3: Interview – Spieleautor und Kulturpädagoge Marco Teubner über den Wert des Spielens
„Mosaik der Perspektiven“
Teil 1: Interview – Miriam Bruns, Leiterin des Goethe-Instituts Budapest, über europäische Kultur
„Die Bürger vor globalen Bedrohungen schützen“
Teil 2: Interview – Politikwissenschaftler Oliver Treib über Aufgaben und Zukunft der Europäischen Union
„Der Verkauf des Kaffees nach Europa ist gestoppt“
Teil 3: Interview – Sebastian Brandis, Sprecher der Stiftung Menschen für Menschen, über das EU-Lieferkettengesetz
„Wir müssen mit Fakten arbeiten“
Teil 1: Interview – Meeresbiologin Julia Schnetzer über Klimawandel und Wissensvermittlung
„Tiefseebergbau ohne Regularien wäre ganz schlimm“
Teil 2: Interview – Meeresforscher Pedro Martinez Arbizu über ökologische Risiken des Tiefseebergbaus
„Entweder flüchten oder sich anpassen“
Teil 3: Interview – Klimaphysiker Thomas Frölicher über ozeanisches Leben im Klimawandel
„Prüfen, ob das dem Menschen guttut“
Teil 1: Interview – Publizist Tanjev Schultz über ethische Aspekte der Berichterstattung über Kriminalfälle
„Es liegt nicht am Gesetz, Kriminalität zu verhindern“
Teil 2: Interview – Kriminologe Dirk Baier über Gewaltkriminalität und Statistik
„Eltern haben das Gefühl, sie müssten Buddhas werden“
Teil 3: Interview – Familienberaterin Nina Trepp über das Vermeiden von psychischer Gewalt in der Erziehung
„Naturschutz wirkt“
Teil 1: Interview – Biologin Katrin Böhning-Gaese über Biodiversität, Wildtiere und Naturschutz
„Ernährungsweisen verändern, ohne Zwang“
Teil 2: Interview – Tierethikerin Friederike Schmitz über vegane Ernährung
„Sie verstehen uns“
Teil 3: Interview – Tierhistorikerin Mieke Roscher über die Beziehung zwischen Menschen und Tieren
„Bin ich eifersüchtig oder eher neidisch?“
Teil 1: Interview – Paarberaterin Sonja Jüngling über sexuelle Kontakte außerhalb einer Paarbeziehung
„Was nicht erlaubt ist: Druck ausüben“
Teil 2: Interview – Autor Sebastian Schoepp über Freundschaften
„Mit dem ersten Kind nimmt die Ungleichheit zu“
Teil 3: Interview – Soziologe Kai-Olaf Maiwald über Ehe, Familie und Geschlechterverhältnisse