Seit den 50er Jahren gibt es das Bochumer Innenstadtkino am Engelbertbrunnen. Das ehemalige „Intime Theater“ wurde Ende der 80er Jahre dann in „Casablanca“ umbenannt. Nachdem es ein Jahr leer stand, übernahm es Michael Meyer im Jahr 2000 und stattete es komplett neu aus. Der erfahrene Kinoleiter zeichnete lange Jahre auch für das mittlerweile geschlossene „Cinema“ im Bochumer Unicenter verantwortlich und leitet neben zwei Gelsenkirchener Kinos und dem „Casablanca“ auch noch das am Bochumer Hauptbahnhof gelegene „Metropolis“
trailer: Inwiefern grenzen Sie das Programm des Casablanca von dem des Metropolis ab?
Michael Meyer: Eigentlich kann man das nicht voneinander abgrenzen. Wir verlängern schon mal die Spielzeit eines Films im Metropolis, der zuvor im Casablanca lief, oder umgekehrt. Man kann den Erfolg oder Misserfolg eines Films nicht immer so genau prognostizieren. Insofern orientiert sich die Programmplanung an unseren persönlichen Vorlieben. Ich habe doch festgestellt, dass es einigen schwer fällt, aus der Innenstadt die fünf Minuten zu Fuß bis zum Metropolis zu laufen. Deswegen setzen wir im Metropolis gerne Filme ein, die wir dann dort exklusiv in der Stadt spielen. Aber wenn es darum geht, wo Filme zum Bundesstart anlaufen, dann bestehen einige Verleiher mittlerweile auf das Casablanca, weil es eben die noch bessere Innenstadtlage hat.
Im Metropolis haben Sie schon 3-D-Technologie, ist das nun auch eine Option für das Casablanca?
Digitales Kino ist die Zukunft, das hat mit 3D nur bedingt zu tun. Ich bin der Ansicht, dass die Filmthemen stimmen müssen, die Geschichten müssen berührend sein und nicht unbedingt die Technik, die dahinter steckt. 3D wird nicht nur eine kurze Episode bleiben wie in den 50er oder 80er Jahren, sondern darin liegt schon die Zukunft. Das wird fortwährend im Programm bleiben, weil es technisch mittlerweile einfach besser zu handhaben ist.
Und deswegen werden Sie bei dieser Entwicklung mithalten müssen?
Kino ist ein privatwirtschaftlich geführter Kulturbetrieb, da gibt es keine staatlichen Subventionierungen. Wenn wir auf Digitaltechnik umrüsten wollen, gibt es da aber Gott sei Dank Förderungshilfen von der Filmförderungsanstalt und der Filmstiftung NRW, von der es auch Abspielförderung für die von ihr bereits in der Produktion geförderten Filme gibt. Es wäre ja auch wenig sinnvoll, lediglich die Produktion zu unterstützen und dann nicht dafür zu sorgen, dass die Filme auch gezeigt werden können. In diesem Bereich tut sich schon einiges, aber sonst könnten wir auch gar nicht mithalten. Das Bochumer Multiplexkino UCI ist ja schon voll digitalisiert, das könnten wir uns alleine ohne Unterstützung gar nicht erlauben. Bislang kommen wir zwar mit den herkömmlichen 35mm-Kopien noch sehr gut zurecht, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch das alles digital werden wird. Deswegen werden wir da umrüsten, und nun haben wir auch die Zusage, dass wir das in diesem Jahr noch in Angriff nehmen können.
Im Juni findet hier wieder die Cinéfête statt …
Ja, das französische Jugendfilmfestival haben wir jetzt hier bereits zum siebten oder achten Mal. Wir machen das nach wie vor noch gern und sehr konsequent, obwohl es in Bochum bislang noch nicht so sehr von Erfolg gekrönt ist. Man muss schauen, dass man hier das richtige Publikum erreicht, deswegen haben wir nun die Werbetrommel an Schulen gerührt, bei denen der Schwerpunkt auf Französisch liegt.
Was bieten Sie noch für Sonderveranstaltungen an?
Sehr erfolgreich ist bei uns das Kinocafé für Senioren und ältere Zuschauer. Die Vorstellungen sind eigentlich immer ausverkauft. Einmal im Monat kommen die im Kino zusammen, und erhalten zum Kinoeintritt dann noch einen Kaffee dazu. Sektmatinéen gibt es bei uns auch, und immer mal wieder Regisseure, die ihre Filme persönlich vorstellen. Seit Jahren arbeiten wir auch mit der Ruhrtriennale zusammen.
Sie scheinen die Wünsche Ihres Publikums sehr gut zu kennen …
Uns ist der direkte Kontakt zu den Zuschauern sehr wichtig, denn das ist etwas, was die großen Kinozentren ja gar nicht leisten können. Ich stehe auch gerne mal selbst an der Kasse oder reiße die Tickets ab und habe gemerkt, dass unserem Publikum dieser direkte Kontakt ebenfalls sehr wichtig ist.
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