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Eine Startbahn für Klimaretter

29. Januar 2011

Am Flughafen Essen/Mülheim soll die Weltausstellung zum Thema Klima stattfinden - Thema 02/11

In den Augen vieler Menschen war RUHR.2010 ein voller Erfolg, und von den gebildeten Netzwerken möchte man auch langfristig profitieren. Für das Jahr 2020 will sich die Metropole Ruhr nun den Klimaschutz auf die Fahne schreiben und voller Enthusiasmus auch den letzten Kohlestaub aus den eigenen Kleidern und klischeebelasteten Köpfen klopfen. Die Stadt Bottrop wurde im letzten November zur InnovationCity Ruhr gewählt. Hier wird bis 2020 ein ganzes Stadtquartier zur Niedrigenergiestadt umgebaut mit dem Ziel, den Energiebedarf um bis zu 50% zu reduzieren. Von dem Stadterneuerungsprozess sollen nicht allein die übrigen 16 Bewerberstädte profitieren, sondern man erhofft sich auch Modellcharakter für urbane Systeme weltweit. Beworben hatten sich auch die Städte Essen und Mülheim, die nun mit einem weiteren ehrgeizigen Großprojekt der Metropole Ruhr in Verbindung gebracht werden: der Expo 2020. Die Bewerbung um eine internationale Weltausstellung „EXPO Fortschrittsmotor Klimaschutz“ haben NRW-SPD und Bündnis 90/Die Grünen NRW in ihrem Koalitionsvertrag als „Leitziel nordrhein-westfälischer Wirtschaftspolitik“ festgeschrieben. Gesucht wird allerdings noch ein geeignetes Veranstaltungsgelände.

Reiner Fuchs von der Schutzgemeinschaft Fluglärm e.V. begrüßt die Pläne

Diskutiert wird mittlerweile eine gemeinsame Bewerbung der Städte Essen und Mülheim. Diese betreiben zusammen mit dem Land NRW den stark defizitären Flughafen Essen/Mülheim, der jährlich 700.000 Euro Verlust macht. Nachdem im Juli 2010 vom Rat der Stadt Mülheim beschlossen wurde, die Nutzung des Flughafens auf der Grundlage luftrechtlicher Genehmigungen aufzugeben, träumen viele schon von einer Klima-Expo auf dem Flughafengelände. Reiner Fuchs von der Schutzgemeinschaft Fluglärm e.V. begrüßt die Ausstiegspläne, weil es am Flughafen Essen/Mülheim „keinen Flugbetrieb gibt, der der Allgemeinheit dient“, und auch für die Idee einer Klima-Expo auf dem Gelände kann er sich begeistern. Das Areal bietet mit einer Größe von 140 Hektar ausreichend Fläche, unklar ist jedoch, ob es überhaupt zur Verfügung steht. Der Aero Club Mülheim besitzt noch bis 2034, das Luftfahrtunternehmen WDL noch bis zum Jahr 2024 Nutzungsrechte. Fuchs wünscht sich „einen allseitig abgestimmten, verträglichen Ausstieg“ und hat dabei auch die mit dem Flughafen verbundenen Arbeitsplätze im Blick. Möglichkeiten für eine alternative Nutzung des Areals gibt es reichlich. Wichtig ist Fuchs allerdings, dass das Flughafengelände als „hochwertiger Landschaftsbestandteil“ betrachtet wird und seiner Funktion als Kaltluftschneise entsprechend eine „sensible Bebauung“ stattfindet. Bislang gibt es keinen konkreten Ausstiegsplan, insbesondere die Kostenfrage ist strittig. Mit einer Expo im Jahr 2020 könnte man sich Steuermehreinnahmen erhoffen und darauf spekulieren, Kosten für den Ausstieg dadurch abdecken zu können. Die Vorstellung einer Klima-Expo am Flughafen Essen/Mülheim erscheint als Nutzungsalternative und Ausstiegsoption auch deshalb so attraktiv, die Diskussion kommt allerdings viel zu früh.

MARTIN THELEMANN

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