Man glaubt es kaum. Aber mitten in Rom fahren Busse umher, die aussehen, als hätte man sie wie einen Brotlaib in der Mitte durchgeschnitten. Über der hinteren Tür des kurzen öffentlichen Transportmittels prangt der Schriftzug: „Zero Emissions“. Blaue Blubberblasen sind auf die Außenwände gemalt. Auch das Autokennzeichen irritiert – „RE“ für den Kreis Recklinghausen. Der Brennstoffzellen-Hybrid-Midibus wird tatsächlich im nördlichen Ruhrgebiet gefertigt, im Innovationszentrum Wiesenbusch in Gladbeck.
Aus den Fahrzeugen kommt nur Wasserdampf
Insgesamt möchte sich die Emscher-Lippe-Region bestehend aus Gelsenkirchen, Bottrop und dem Kreis Recklinghausen zu einem Zentrum für Wasserstoffantriebstechnik mausern. Neben den schnuckeligen 22-Personen-Bussen, die es auf immerhin stolze 25 km/h bringen, entwickelt man dreirädrige Lastenfahrräder, Mopeds, Kleintransporter und Rollstühle. Die Wasserstofftechnik wird großzügig mit 17 Mio. Euro von der EU finanziert. Schließlich will man in Brüssel die selbstgesteckten Ziele zur Verringerung von CO2-Emmissionen nicht brechen. Aus den H-Mobilen kommt bekanntermaßen nur Wasserdampf. So sind sie nicht nur für Smog-geplagte Römer, sondern auch für RuhrgebietlerInnen interessant.
Ob allerdings Wasserstoffzellen geeignet sind, dass sich die Menschheit umweltbewusst fortbewegt, ist umstritten. Schließlich muss das Element Hydrogenium auch erst gewonnen werden und dazu benötigte man bislang Strom, viel Strom. Und der, das besagt ja schon ein Kalauer aus alten Anti-AKW-Zeiten, kommt bekanntlich aus der Steckdose. So könnte es, obwohl dies von Jürgen Trittin im Interview (Seite xx) bestritten wird, in Zukunft Fahrzeuge geben, die mit Atomenergie betrieben werden.
Allerdings wird auch bei der Wasserstoffgewinnung inzwischen fleißig geforscht. Ausgerechnet auf dem Zechengelände „AufEwald“ in Herten entsteht das „Kompetenzzentrum“ der Wasserstofftechniker. Neben den unter Denkmalschutz stehenden Fördertürmen soll ein dicker blauer Turm gebaut werden. In ihm soll alles, was irgendwie organisch und bislang nutzlos ist, in Wasserstoff umgewandelt werden. Regenerative Energien statt schwarzes Grubengold, so frohlocken die Lokalpolitiker. Im Herbst, so der Plan der Ingenieure, bringen dann die Straßenkehrmaschinen des Ruhrgebiets die Ernte ein. Hundehaufen zu Biosprit, ein charmanter Gedanke.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Gegen welche Regel?
Intro – Flucht und Segen
Schulenbremse
Teil 1: Leitartikel – Was die Krise des Bildungssystems mit Migration zu tun hat
„Die Kategorie Migrationshintergrund hat Macht“
Teil 1: Interview – Migrationsforscher Simon Moses Schleimer über gesellschaftliche Integration in der Schule
Bildung für Benachteiligte
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Verein für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe in Bochum
Rassismus kostet Wohlstand
Teil 2: Leitartikel – Die Bundesrepublik braucht mehr statt weniger Zuwanderung
„Ein Überbietungswettbewerb zwischen den EU-Staaten“
Teil 2: Interview – Migrationsforscherin Leonie Jantzer über Migration, Flucht und die EU-Asylreform
Ein neues Leben aufbauen
Teil 2: Lokale Initiativen – Der Verein Mosaik Köln Mülheim e.V. arbeitet mit und für Geflüchtete
Zum Schlafen und Essen verdammt
Teil 3: Leitartikel – Deutschlands restriktiver Umgang mit ausländischen Arbeitskräften schadet dem Land
„Es braucht Kümmerer-Strukturen auf kommunaler Ebene“
Teil 3: Interview – Soziologe Michael Sauer über Migration und Arbeitsmarktpolitik
Ankommen auch im Beruf
Teil 3: Lokale Initiativen – Bildungsangebote für Geflüchtete und Zugewanderte bei der GESA
Das Recht jedes Menschen
Die Flüchtlings-NGO Aditus Foundation auf Malta – Europa-Vorbild Malta
German Obstacle
Hindernislauf zur deutschen Staatsbürgerschaft – Glosse
Weihnachtswarnung
Intro – Erinnerte Zukunft
Nostalgie ist kein Zukunftskonzept
Teil 1: Leitartikel – Die Politik Ludwig Erhards taugt nicht, um gegenwärtige Krisen zu bewältigen
„Nostalgie verschafft uns eine Atempause“
Teil 1: Interview – Medienpsychologe Tim Wulf über Nostalgie und Politik
Lebendige Denkmäler
Teil 1: Lokale Initiativen – Die Route Industriekultur als Brücke zwischen Gestern und Heute
Aus Alt mach Neu
Teil 2: Leitartikel – (Pop-)Kultur als Spiel mit Vergangenheit und Gegenwart
„Früher war Einkaufen ein sozialer Anlass“
Teil 2: Interview – Wirtschaftspsychologe Christian Fichter über Konsum und Nostalgie
Spenden ohne Umweg
Teil 2: Lokale Initiativen – Das Netzwerk 2. Hand Köln organisiert Sachspenden vor Ort
Glücklich erinnert
Teil 3: Leitartikel – Wir brauchen Erinnerungen, um gut zu leben und gut zusammenzuleben
„Erinnerung ist anfällig für Verzerrungen“
Teil 3: Interview – Psychologe Lars Schwabe über unseren Blick auf Vergangenheit und Gegenwart
Zivilcourage altert nicht
Teil 3: Lokale Initiativen – Der Verein zur Erforschung der Sozialen Bewegungen im Wuppertal
Unglaublich, aber essbar
Todmorden und die Idee der „essbaren Stadt“ – Europa-Vorbild England
Schlechte Zeiten: Gute Zeiten
Die Macht der Nostalgie – Glosse
Ran an die Regeln
Intro – Verspielt