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Karius, O.T., 2011, Farbstifte auf Papier
© J. Karius /Foto: Kunstmuseum Mülheim

Landschaft als Struktur

29. Juni 2011

Farbzeichnungen und s/w-Fotografien von Karius im Kunstmuseum Mülheim - Ruhrkunst 06/11

Lange hat man keine Werke des Düsseldorfer Malers und Fotografen Jürgen Karius gesehen – umso erfreulicher ist nun die Schau, die ihm das Kunstmuseum Mülheim ausrichtet. Die Ausstellung stellt die richtigen Fragen, sie präsentiert das Werk so, dass es sich nicht illustriert, sondern sich die verschiedenen Bereiche bestätigen und verstärken. Bei Karius heißt das: Die Fotografien sind getrennt von den Malereien und Zeichnungen ausgestellt, nämlich im graphischen Bereich des ersten Obergeschosses in der Alten Post. Erst einmal gibt es die Malereien zu sehen, die, abstrakt und in freier Konstruktivität, nichts als Balken und rechte Winkel zeigen, welche sich umeinander legen. Teils sind diese Arbeiten aus mehreren Blättern zusammengesetzt, was den Eindruck des Flimmernden, des Sukzessiven und des Durchspielens einer Gestimmtheit steigert. Die lichthellen breiten Striche kennzeichnet eine pastellfarbene bröselnde Substanz, die mit dem Bestimmten der Setzung in freiem Rhythmus und einer großen Konzentriertheit im Auftritt einher geht. In Vitrinen sind zudem Zeichnungen und Skizzen ausgestellt, die unterstreichen, wie sorgfältig Karius sein Alphabet erarbeitet hat und einsetzt; daneben finden sich – als Quellen früherer Arbeiten – Zeichnungen mit der Anmutung von Blüten und Scherenschnitten. Die neueren Blätter aber werfen vielleicht eine Ahnung von Landschaft und Architektur auf.

Vor diesem Hintergrund überraschen die Fotografien in der Konkretheit und Nüchternheit ihrer Motive. Sie sind in s/w aufgenommen, der schwarze Papierrand definiert sie als Ganzheit. Aufgenommen im Außenraum mit einer gewissen gesteuerten Absichtslosigkeit, zeigen sie Situationen in unterschiedlichen Städten und Landschaften. Gemeinsam aber haben diese Fotografien die Reduziertheit der Darstellung und die Perspektive oft mit Unter- und Fernsichten. Es geht Karius vor allem darum, die Strukturen der sichtbaren Welt zu bannen: ihre Organisation und ihre Funktionsweisen offenzulegen. Eine gute Ausstellung, die leider bald vorbei ist.

Karius – Natur Landschaft Abstraktion, bis 3. Juli im Kunstmuseum in der Alten Post in Mülheim a.d. Ruhr, www.kunstmuseum-mh.de

Thomas Hirsch

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