Ein schwarzer Pferdekopf vor rotem Hintergrund, gezeichnet mit kraftvollem Strich, ziert das Cover der neuen Platte von New Model Army. Wieder einmal ist Joolz Denby, jahrzehntelange Weggefährtin von Justin Sullivan, verantwortlich für das Artwork – vermutlich die konstanteste Größe in der Bandhistorie, denn ansonsten hat das Lineup um Frontmann Sullivan herum im Laufe von rund vierzig Jahren zahlreiche Umbesetzungen durchgemacht. „Unbroken“, das 16. Studioalbum der Briten, besticht durch hohen Wiedererkennungswert, ohne zum Selbstplagiat zu werden. Die dazugehörige Tour beschert der Band ausverkaufte Hallen. In Oberhausen ist es zwar „nur“ die kleinere Turbinenhalle 2, die platzt dafür jedoch aus allen Nähten. Dem „Wohlfühlfaktor“ in der Halle ist das wenig zuträglich: Lange Schlangen vor der Wertmarkenkasse ebenso wie an der Getränketheke und an den für 1.500 Besucher arg knapp kalkulierten Toiletten. Und wer dann auf die Idee gekommen ist, den Merch-Stand in der Halle gegenüber dem Eingang zu platzieren, wollte offenbar den Verkauf von Shirts nicht wirklich ankurbeln, denn durch die Wegführung in der Halle muss man sich da an vielen Leuten vorbeischieben, die froh darüber sind, einen guten Platz gefunden zu haben und misstrauisch jeden Zentimeter davon bewachen, auch wenn die Vorband Vandermeer aus Trier eher belanglos ist.
Die Halle schwingt
Den Stil von New Model Army Wikipedia-like als punkigen Folk-Rock mit Wave-Einflüssen zu bezeichnen, greift zu kurz, kommt der Sache aber insgesamt sehr nahe. Mit seiner starken Bühnenpräsenz dominiert Justin Sullivan das Geschehen, seine markante Stimme ist das größte Wiedererkennungsmerkmal. Der Sprechgesang, der Habitus des Protests, Zorn und Wehklagen ebenso wie auch zart-sehnsüchtige Poesie prägen Sullivans Texte und Gesang. Bassist Ceri Monger mit markant rot gefärbtem Haar und „SO 36“-Shirt sorgt nicht nur für wuchtige Basslinien, sondern unterstützt bei „Stormclouds“ und „Idomema“ Schlagzeuger Michael Dean mit zusätzlichen Drums. Die beiden legen einen kraftvoll-treibenden Percussionteppich aus, der die ganze Halle in Schwingungen zu versetzen scheint. Fast die Hälfte der Setlist besteht selbstbewusst aus Songs des neuen Albums; an Altbekanntem wird das großartige „Green and Grey“ oder auch „Purity“ gespielt, mit „Winter“ ein Klassiker jüngeren Datums. Das Publikum ist ein wenig zurückhaltender als früher, es fehlen jene Typen von einst, die mit freiem Oberkörper auf den Schultern anderer die Texte im Duett mit Sullivan gestisch illustrieren – dafür aber ist die Stimmung rundweg gut. NMA-Fans sind mit „ihrer“ Band gealtert – und beide gar nicht mal schlecht. Bei den Zugaben wird noch „Get me out“ draufgesetzt und, weil einfach niemand nach Hause gehen will, noch „I love the world“ als euphorischer Rausschmeißer serviert. Auf die Überhits „51st State“ und „Vagabounds“ jedoch warten die Fans an diesem Abend vergeblich. Beide Songs stehen so gut wie nicht mehr auf der Setlist der Band. Manch ein Oberhausener Besucher blickt da neidisch nach Stuttgart, vo die Fans zwei Tage zuvor überraschend „51st State“ feiern konnten.
Weihnachten in Köln
Die „Unbroken“-Tour führt die Band in den kommenden Monaten erstmal nach Großbritannien und Brasilien sowie zu ein paar Sommerfestivals, bevor sie im Herbst noch einen Nachschlag in Europa gibt. Dann stehen für NRW-Fans Münster und Venlo auf dem Plan, bevor im Dezember wieder das schon traditionelle Weihnachtkonzert in Köln terminiert ist. Tickets sollte man sich rechtzeitig sichern.
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