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„Siegfrieds Tod, Nibelungen II“
Birgit Hupfeld

Nibelungen mal anders

04. April 2011

„Siegfrieds Tod“ in der Rottstr. 5 in Bochum - Theater Ruhr 04/11

Wie war das noch mit Siegfried? Wer tötet ihn und warum? Und welche Rolle spielt Kriemhild dabei? Wer sich über solche Fragen Gedanken macht, bevor er „Siegfrieds Tod, Nibelungen II“ in der Rottstr. 5 in Bochum sieht, wird schnell merken, dass das unnötig ist. Denn in der Inszenierung von Carsten Marc Pfeffer und Hans Dreher ist alles anders: Hagen in knapper Badehose, tätowiert, mit Goldkettchen, Sonnenbrille und Bierbauch lebt mit seiner Frau Kaye (Kriemhild), einem Ex-Pornostar, in der spanischen Sonne und genießt seinen Ruhestand bei Calamari und Bier. Doch Siegfried (wunderbar gespielt von Felix Lampert) stört den Frieden, als er mit einem Auftrag an Hagen herantritt; dieser soll ihm helfen, den Nibelungenhort in Sicherheit zu bringen. Eigentlich scheint es ihm jedoch dabei sowieso nur um Kaye zu gehen, die früher einmal Siegfrieds Frau gewesen ist.

Das Ganze erinnert an eine actionreiche Gangsterkomödie, in der es vor allem um Macht- und Herrschaftsansprüche geht. Dabei wirkt der kriegerische Stoff beunruhigend aktuell; statt von Schlachten und Zeltlagern ist die Rede von Aufträgen und Stützpunkten, gekämpft wird sowohl mit Schwertern als auch mit Schusswaffen. Besonders der Umgangston Siegfrieds ist gewaltvoll und aggressiv, „Fotze“ wohl sein am häufigsten benutztes Wort. Kommt er mit Argumenten nicht weiter, probiert er es mit lautstarken Drohungen und schlägt auch gern mal zu. Insgesamt fehlt es der Inszenierung etwas an Handlung. Im Grunde dreht es sich über den gesamten Zeitraum des Spiels nur um die Frage, ob Hagen für Siegfried arbeitet oder nicht und welche Rolle Kaye bei der Sache spielt. Die Sprache ist gespickt mit sexuellen Metaphern und Anspielungen. So wirkt auch Kriemhilds eigentlich wunderschöner Monolog dadurch etwas aufgesetzt und ein wenig zu platt. Weil Hagen sich vehement weigert, Siegfried zu begleiten, tötet dieser ihn und den Jungen, der in dessen Haushalt beschäftigt ist, woraufhin Kaye schließlich ihn erschießt. Ein Blutbad am Ende – hier stimmt die Geschichte der Inszenierung mit der des Nibelungenstoffes wieder überein.

„Siegfrieds Tod, Nibelungen II“ in der Fassung von Hans Dreher und Carsten Marc Pfeffer
R: Hans Dreher
Rottstr.5 Theater Bochum
So 3.4. 19.30 Uhr
0163 761 50 71

Alexandra Brundiers

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