Es gibt Geschichten, die lassen sich nur schwer verbalisieren. Gefühle lassen sich zwar in Worte fassen, aber nachvollziehen kann man sie selten, ganz anders ist das, wenn Regungen sichtbar werden, wenn der Körper sie selbst erzählt. Diesen Weg geht die Internationale Plattform für Physical Theatre in Essen. Anfang Juli treffen sich im Maschinenhaus renommierte Kompanien und junge Nachwuchstalente dieser künstlerischen Spielart zum FULL SPIN Festival. Faszinierende Körperlichkeit, eine unmittelbar berührende Tiefe und häufig auch ein kurioser Humor sind Bestandteil der 15 Produktionen an fünf Tagen. Das hat natürlich Ursachen. Den Studiengang Physical Theatre gibt es in Deutschland nur an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Er ist in dieser Form auch europaweit einmalig und einzigartig. Seit seiner Gründung vor 50 Jahren hat sich der Studiengang fortwährend weiterentwickelt. „Deshalb haben wir selbst eine Plattform geschaffen, um die Szene in Deutschland weiterzuentwickeln“, so Maschinenhaus-Vorstand Fabian Sattler. Ein Abspielfestival ist das nicht. Workshops, Diskussionen, Nachgespräche und ein musikalisches Rahmenprogramm begleiten die Vorstellungen. Hier kann man beim Bier mit den Künstlern direkt ins Gespräch kommen.
In diesem Jahr kommen die Kompanien aus Europa und Südamerika. Ihre Arbeiten entstanden nicht nur in der freien Szene, auch universitäre Produktionen sind dabei und eine Stadttheaterproduktion. Darunter die französische Kompanie Man Drake mit ihrer Produktion „Anatomia Publica“, Jake und Pieter Ampe vom belgischen Kollektiv Campo, Max Merker mit seiner Hommage an Buster Keaton („Lachen verboten!“) und Jos Houben mit seiner Lecture-Performance über die Kunst des Lachens. Dabei steht er allein auf der Bühne, im philosophischen Selbstgespräch zeigt er dem Publikum dieAlbernheit ihrer Existenz.
Wie bei den ersten beiden Festivals wird es am Samstag wieder eine Lange Nacht des Physical Theatre geben, wo in schneller Folge fünf sehr unterschiedliche Kurzstücke gezeigt werden.
Eine besonders charmante Idee: die das Festival begleitenden Workshops sind nicht nur für Theatermacher konzipiert, sondern offen für jedermann, wobei eine vorherige Anmeldung sinnvoll ist.
FULL SPIN Festival | 1.-5.7. | Maschinenhaus Essen | www.fullspinfestival.de
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