Yes
Großbritannien 2004, Laufzeit: 100 Min., FSK 12
Regie: Sally Potter
Darsteller: Joan Allen, Simon Abkarian, Sam Neill, Shirley Henderson, Sheila Hancock, Samantha Bond, Stephanie Leonidas, Gary Lewis, Wil Johnson, Raymond Waring
Sie ist Wissenschaftlerin, ihr Mann Politiker. In ihrem sauberen Haus leben sie gekonnt aneinander vorbei. Als sie einen libanesischen Chirurgen kennen lernt, melden sich bei der Wissenschaftlerin Sehnsüchte und Begierden.Ihre Filme sind immer sehr artifiziell gehalten: Im 'Kostümfilm' "Orlando", der ihr 1992 zum Durchbruch verhalf, besetzte Sally Potter die Geschlecht wechselnde Hauptrolle mit der wunderbaren Tilda Swinton und auch ihre letzten Filme, "Tango-Fieber" und "In stürmischen Zeiten" handelten zwar von Gefühlen, waren aber immer sehr intellektuell, reflektiert und kalkuliert angelegt. Ihr neuer Film wird ebenfalls von einem außergewöhnlichen Kunstgriff beherrscht: Die kompletten Dialoge sind in Versen gehalten.Bei "Yes" handelt es sich nicht um die Verfilmung eines historischen Stoffes, bei dem die Versform von der Vorlage übernommen wurde. Sally Potter verwendet dieses poetische Moment für die Gegenwart. Trotzdem wirkt der stilistische Kunstgriff nicht aufgesetzt. Im Gegenteil: Auf eigentümliche Art fügt sich die Sprache in die Alltagsszenerie. Vielleicht liegt es an der Beiläufigkeit, mit der gesprochen wird, fern jeder Theatralik. Dass sich die Texte nicht nur im Prolog reimen, merkt man jedenfalls erst nach einiger Zeit. Die Dialoge sind also nicht erst mit dem Eintritt von "Ihm" in "Ihr" Leben in Versform gefasst, doch mit der Bekanntschaft des libanesischen Chirurgen, der sich im Exil als Koch verdingen muss, beginnt ihr Leben zu blühen. Es ist wohl eine der Schwächen des Films, dass er sich allzu sehr auf den Gegensatz 'kühle westliche Welt' vs. 'bunte orientalische Welt' verlässt und die Frau klischeehaft ihre Erfüllung der Begierde im 'exotischen' Mann findet. Doch das kann man verzeihen, denn die männliche Figur erfüllt noch eine zweite Funktion. Auch wenn das im Widerspruch zum Exotismus-Klischee steht: Sie korrigiert auch rassistische Klischees, indem das Dilemma des (vor allem islamischen) ausländischen Mannes gezeigt wird, der in der westlichen Welt nicht akzeptiert wird."Yes" ist wie die Vorgänger ein ebenso emotionaler wie intellektueller Film. Und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Alleine die Szene mit der Großmutter, dem guten (kommunistischen) Gewissen, vereint all das vortrefflich. Dass am Ende dann Kuba als Schnittmenge zwischen Exotik und Antikapitalismus der Glück bringende, heile Ort ist, kann man wohlwollend als ein weiteres verzeihliches Klischee abhaken.
(Christian Meyer)
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Ruhrgebietsfilmgeschichte erleben
„Glückauf – Film ab!“ im Essener Ruhr Museum
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Filmfestivalmonat November
Mit der Duisburger Filmwoche, Doxs! und dem Blicke – Filmfestival des Ruhrgebiets – Vorspann 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Reise in die Seele des Kinos
Die Ausstellung „Glückauf – Film ab“ in Essen – Vorspann 10/24
Programmkollaps
Vergraulen immer komplexere Kinoprogramme das Publikum? – Vorspann 09/24
Zurück zum Film
Open-Air-Kinos von Duisburg bis Dortmund – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Lichtspiele mit Charme
Eröffnung der Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ im Ruhr-Museum – Foyer 07/24
„Poor Things“, reiches Cannes
Eine Bilanz der ersten sechs Kinomonate – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ewige Stadt, ewiges Kino
In Rom werden aus alten verlassenen Kinos wieder Kinos – Vorspann 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund
Wenn Kino Schule macht
Die Reihe Filmgeschichte(n) spürt Schulgeschichten auf – Festival 05/24
Der Kurzfilm im Rampenlicht
Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen 2024 – Vorspann 05/24
„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait 04/24
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Kölner Filmpalast – Foyer 04/24