Ein Triptychon im Konzertbereich ist schon etwas sehr Besonderes – vor allem, wenn es sich um einen privaten Konzertveranstalter handelt. Die Westdeutsche Konzertdirektion (WDK) hat sich und ihrem Stammpublikum einen solchen Festschmaus zum sehr rheinischen Jubiläum im 111 Jahr ihres Bestehens geleistet und die berühmte Academy of St Martin in the Fields mit dem kanadischen Pianisten Jan Lisiecki für drei Konzerte zu ihren Meisterkonzerten eingeladen – seit Jahren gehört der polnischstämmige Jungstar zu den gepflegten Schätzen der WDK.
Solche Projekte fallen eigentlich in die Domäne der subventionierten Orchester wie dem WDR Sinfonieorchester, dem Gürzenich-Orchester oder der nicht nur durch die Vermietung der Philharmonie finanziell bestens ausgestatteten KölnMusik. Aber diese Konzertdirektion, deren Eigentümer in unsicheren Zeiten nicht ganz so oft wechselten wie die Spielstätten von Kinosälen bis Messehallen – in einer von Kölns Messehallen hing tatsächlich lange eine große Orgel – präsentiert seit Jahrzehnten die großen Namen des Klassikzirkus. Und das mit einem klugen Blick auf die Zukunft: Das Debütkonzert der Reihen in der Kölner Philharmonie bestritt 1986 Anne-Sophie Mutter.
Jetzt also Jan Lisiecki. Kurz vor seinem Dreißigsten zählt er schon lange zur Elite der Weltpianisten. Für einen Mann auf der Überholspur, der bereits als Schüler vier Klassen überspringen durfte und mit 13 Jahren Jugendbotschafter der UNICEF wurde, nur ein logisches Ergebnis seiner dutzendweise prämierten Karriere.
Zu dem Job bei der Academy war er ganz klassisch als Einspringer für den erkrankten legendären Murray Perahia gekommen, heute noch erster Gastdirigent der Academy – das ergab sich 2018. Diese recht spontane „Momentaufnahme“, so Lisiecki, erwies sich als CD-tauglich und auf den Konzertbühnen als hochgelobter Dauerbrenner. Der Vorteil für die Besucher: In einer solchen zyklischen Aufführung lässt sich die Entwicklung des Klavierkonzerts aus der Feder Beethovens von den ersten zarten Mozart-Tönen bis ins revolutionäre Versuchslabor sensationell nachvollziehen. Ganz fantastisch: Auch das Tripelkonzert als Konzertgipfel serviert Jan Lisiecki mit dem Cellisten Daniel Müller-Schott und Tomo Keller, dem Konzertmeister der Academy – großformatige Kammermusik mit höchsten Weihen.
Jan Lisiecki | 24., 26., 27.1.25 | Kölner Philharmonie | 0221 28 02 80
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