Das Wunderbare der Ausstellung „Le grand geste!“ sind die riesigen Gemälde von Georges Mathieu und Jackson Pollock, die im museum kunst palast großzügig präsentiert sind, sowie einige „Amerikaner“, die man hierzulande nur selten sieht: die Bilder von Franz Kline, Helen Frankenthaler oder Joan Mitchell. Daneben dann unsere Klassiker, ob vergessen oder verehrt: K.O. Götz, Hoehme, Thieler, Fritz Winter. So unterschiedlich diese Bilder sind, zusammen unterstreichen sie die Vormachtstellung der gegenstandsfreien Malerei in den Jahrzehnten nach 1945. Gegenüber der konventionellen figurativen Darstellung brachte die Abstraktion eine unmittelbare Betroffenheit wie auch die Freiheit des Individuums zum Ausdruck. Impulsiv vorgetragen entstanden die Bilder meistens sehr schnell, entschieden und radikal – das ist der Stoff, aus dem man eine aufwühlende Bilderschau und machtvolle Demonstration der Malerei um die Stil- und Epochenbegriffe abstrakter Expressionismus und Informel stricken könnte. Die Ausstellung „Le grand geste!“ in Düsseldorf freilich ist brav, zu sehr wird dem heute Arrivierten vertraut. Als systematischer Überblick über die Meister dieser Kunstströmungen ist sie verdienstvoll. Nur die Wucht, welche die Bilder selbst besitzen, fehlt – vielleicht waren zu viele Hände an der Ausstellung beteiligt?
Demgegenüber tritt die Ausstellung, die zeitgleich am Niederrhein, im Museum Kurhaus Kleve zu sehen ist, ganz unspektakulär auf. Präsentiert wird ein deutscher Bildhauer mit Arbeiten, die noch der Figürlichkeit verpflichtet sind, diese aber verknappen und selbst sehr winzig sind. Und zu all dem bescheidet sich das Museum Kurhaus mit einer einzigen Quelle, einer Privatsammlung. – So viel Behutsamkeit nun führt zu einer der bemerkenswertesten Ausstellungen in NRW, schließlich handelt es sich um einen Überblick über das Werk von Ewald Mataré (1887-1965). Mataré, der im Dritten Reich als „entarteter Künstler“ geächtet war, hat 1933 und dann 1946 bis 1957 an der Düsseldorfer Kunstakademie als Professor gelehrt; zu seinen Schülern gehören Erwin Heerich, Josef Beuys und Günter Haese.
Mataré ist ein akribischer Forscher an der kleinen, konzentrierten Geste, schon was die Motive betrifft. Im Zentrum der Ausstellung in Kleve stehen denn auch die Tierplastiken, mit denen er neben den Skulpturen im öffentlichen Bereich bekannt wurde. So hat er Pferde und Kühe sozusagen in stiller Größe auf Geometrien zurückgeführt. Natürlich geht es um Kreatürlichkeit und psychische Verdichtung mit den Mitteln der Kunst. Also, auch inhaltlich ergänzen sich die beiden Ausstellungen, die zusammen veranschaulichen, wie unterschiedlich schon in den Jahren nach 1945 mit Form umgegangen wurde.
Le grand geste! I bis 1. August im museum kunst palast in Düsseldorf www.smkp.de
Ewald Mataré – Plastik I bis 20. Juni im Museum Kurhaus Kleve www.museumkurhaus.de
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