Unter dem Segel „Musical“ kreuzen immer mehr aufwändige Live-Shows durch unsere Hallen und Theater. Besonders beliebt sind jene auf Hollywood-Blockbustern basierende Spektakel wie „Herr der Ringe“ oder „Krieg der Welten“. Und nachdem „Shrek“ den Broadway erobert hat und demnächst am Londoner Westend Premiere feiert, kommt nun mit der dritten Kino-Fortsetzung auch „Ice Age“ auf die Bühne. Der Figuren-Designer Michael Curry erweckt hier Scrat, Sid, Diego und Manni zum Leben, die in eine außergewöhnliche Mischung aus Eiskunstlauf, Musik, Akrobatik, Tanz und eine kurzweilige Geschichte mit spaßigen Dialogen integriert sind.Außerdem können sich die Zuschauer auf neue Charaktere freuen, wie den gefährlichen weißen Urzeitvogel Shadow und sein „Gefolge“: Gemeinsam bringen sie Peaches, das Baby der Mammuts Manni und Ellie, in Gefahr.Auch wenn acht Songs in der Show zu hören sind, verdichtet sie sich nicht zu einem Musical.
Ebenso wenig wie die gerade im Club des Düsseldorfer Capitol-Theaters gastierende „Badewannenshow“ Soap – obwohl hier ununterbrochen Popsongs u.a. von The Doors, Sia, Tool, Mika und Ben Harper von der Bühne schallen. Da haben sich die beiden RegisseureMarkus Pabst und Maximilian Rambaek wohl ein Beispiel an Quentin Tarrantino genommen, der seine Filme auchmit seiner Lieblingsmusik unterlegt. Doch der Griff in den eigenen Plattenschrank garantiert noch kein tragfähiges musikalisches Konzept. Und so sind die Jongleur-, Trapez- und Strapaten-Künste, die die acht Artisten in und über den stufenförmig auf der Bühne arrangierten Badewannen ausführen, auch bestaunenswerter als die musikalischen Einschübe. Die bekommen nur dann ein Eigenleben, wenn die Opernsängerin Patricia Holtzmann den Nostalgie-Schlager „Pack die Badehose ein …“ im Stil einer Mozart-Arie, einer Händel-Kantate, eines Schumann-Lieds, eines Beatles-Songs oder als Parodie auf Schönbergs Zwölftonmusik zum Besten gibt. Dann fließt dem Publikum vor Lachen genauso viel Wasser aus den Augen wie auf der Bühne vom Schnürboden oder aus den Wannen, in denen man sich auch schon mal zum poetisch-erotischen „Füßeln“ trifft.
Ein „Zwitter“ ganz anderer Art ist der Musical-Klassiker „My Fair Lady“, der eigentlich der Operette Wiener Ursprungs nähersteht als dem vom Jazz beeinflussten Broadway-Musical. Nicht von ungefähr wuchs der Komponist Frederik Loewe (1901-1988) ja auch in Berlin auf, ehe er 1924 mit seinen Eltern in die USA emigrierte. Und wenn man, wie jetzt in Köln, einem Opern-Regisseur (Dietrich W. Hilsdorf) die Inszenierung von „My Fair Lady“ anvertraut, entfernt man sich noch mehr vom Musical. Schon die Besetzung der weiblichen Hauptrolle mit einer feingliedrigen Sopranistin (Regina Richter), der man nie glauben könnte, dass sie aus der Gosse kommt, und die Regie-Entscheidung, die Akteure ohne Microport singen zu lassen, nimmt dem Musical jeden Schwung – der übrigens auch der ansehnlichen Tanztruppe (Choreografie: Giorgio Madia) durch das auf statische Opern-Inszenierungen zugeschnittene Bühnenbild (Dieter Richter) genommen wird.
„Ice Age Live“ | 29.12. bis 1.1., Grugahalle Essen | 4.1. bis 6.1., Lanxess Arena Köln | 25.1. bis 27.1., Westfalenhallen Dortmund | www.stage-entertainment.de
„Soap – The Show“ | bis 31.12. | Capitol Theater Düsseldorf www.capitol-theater.de |
„My Fair Lady“ von Friedrich Loewe | R: Dietrich W. Hilsdorf | wird im April 2013 fortgesetzt | Oper Koeln | www.operkoeln.com
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