Bei der Deutschland-Premiere des lose auf dem Monty Python-Film „Die Ritter der Kokusnuss“ fußenden Musicals „Spamalot“ hatte 2009 noch Alfred Biolek mit sonorer Stimme durch das England des 9. Jahrhunderts geführt. Nun schickt Regisseur Roland Hüve in Hagen einen tattrigen Erzähler (Maurice Daniel Ernst) mit Rollator durchs frühe Mittelalter, der erst einmal das Ensemble – welches sich in einer finnischen Sauna tummelt – darauf hinweisen muss, dass die Geschichte in England spielt. Und schon reitet König Artus (Rainer Zaun) mit seinem treuen Knappen Patsy (Alexander von Hugo) auf die Bühne, der mangels echter Pferde einfach – wie im Synchronstudio – zwei Kokosnuss-Schalen aneinander schlägt.
Gemeinsam mit den Rittern der Tafelrunde – Sir Robin (Matthias Knaab), Sir Lancelot (John Wesley Zielmann), Sir Galahad (Florian Soyka) und Sir Bedevere (Richard van Gemert) – begeben sie sich nun auf die Suche nach dem Heilgen Gral. Doch statt ritterlicher Abenteuer erwartet sie die skurrile Welt des Monty Python-Universums voll homophober, furzender französischer Burgwachen, fliegenden Kühen, marxistisch angehauchten Leibeigenen, einem Killerkaninchen, schwulen Prinzen und einem Ritter, der sich lieber alle Gliedmaßen abschlagen lässt, als den Weg frei zu machen. An dieser Szene, die Hüve nicht als blutige Effekthascherei inszeniert, sondern über Licht-Blackouts auflöst, zeigt sich seine Geschmacksicherheit, den schwarzen Humor der Monty Pythons nicht zum derben Kalauer verkommen zu lassen. Hinzu kommt sein punktgenaues Timing, das jeden Gag sitzen lässt und das auch sein mit überbordender Spiellaune agierendes Ensemble verinnerlicht hat.
Dass seine Darsteller in bis zu fünf Rollen schlüpfen, gibt der Inszenierung einen zusätzlichen Reiz. Nur Rainer Zaun und Carolin Soyka (Fee aus dem See) dürfen ihren Figuren „treu“ bleiben und belohnen uns dazu noch mit ihren schönen Stimmen. Hübsche Regieeinfälle, wie die Ruhrpott-Ikone Helge Schneider als „Gott“ per Video einzuspielen und die von Eric Rentmeier schmissig choreographierte Tanztruppe in Regenbogen-Kostümen um den schwulen Prinzen und Sir Lancelot herumtänzeln zu lassen, steigern noch das Vergnügen an diesem perfekten Musicalabend, dem Lena Brexendorffs grandioses Bühnenbild mehr als einen Hauch von Broadway verleiht.
Spamalot | 10., 28.11., 26.1., 12.2.2022 | Theater Hagen | 02331 207 32 18
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