Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
25 26 27 28 29 30 1
2 3 4 5 6 7 8

12.582 Beiträge zu
3.812 Filmen im Forum

Fels befestigt: Saraste beendet seine Kölner Arbeit
Foto: Felix Broede

Hei hei Saraste

26. Juni 2019

Das WDR-Sinfonieorchester verabschiedet den Chefdirigenten – Klassik am Rhein 07/19

Tervetuloa! Das ist finnisch und heißt willkommen. Zu Beginn der Saison 2010/11 hat der gebürtige Finne Jukka-Pekka Saraste das WDR Sinfonieorchester übernommen, damals wollte er die deutsche Sprache lernen. Nach mehr als 200 Konzerten am Pult des Orchesters können seine WDR-Musiker musikalisch denken wie Saraste. Deutsch als Fremdsprache hängt beim Maestro dagegen etwas hinterher. Aber – und das ist ein ganz wesentlicher Pluspunkt des Dirigenten: Saraste macht sich nicht viel aus Worten, nur wenig aus großen Gesten.

Der kühle Norde folgte auf Semyon Bychkov, einem Weltbürger aus Russland, der die Romantik recht blau-blumig blühen ließ und besonders in machtvollen konzertanten Opernaufführungen brillierte – der Klang machte die Musik. Saraste interessierte sich auch für romantische Literatur, seine Meister hießen Brahms, Mahler, Bruckner und Schostakowitsch – alle in einem analysierten Formbewusstsein, in kontrollierter Emotion. Zuletzt fertigte er einen Beethoven-Zyklus als Wegbereiter der Romantik.

Natürlich blitzte stets sein Landsmann Sibelius in den Programmen auf, zunächst häppchenweise mit kurzen Tondichtungen, dann sein Sibelius-Zyklus – ein Highlight seiner Amtszeit beim WDR. Fast alle Sinfonien Sibelius‘ hat er aufgeführt, ebenso das Violinkonzert, die Schauspielmusiken und letztlich fast alle Sinfonischen Dichtungen. „Zuletzt aber gehörte die Vierte Sinfonie, die für mich sehr wichtig ist, zu den Sternstunden“, meinte Saraste. „Da haben das besondere Spiel und die Erfahrung des WDR Sinfonieorchesters der Musik etwas ganz Einmaliges verliehen.“

Im Abschiedskonzert überrascht Saraste seine Gäste mit geheim gehaltener Musik, die Idee muss nicht von ihm stammen. In jedem Falle erklingt Mahlers Fünfte. Seit Viscontis „Tod in Venedig“ hat das „Adagietto“ Weltruhm gewonnen. Aber die Fünfte bleibt natürlich ein schöner Brocken mit satter Dauer. Die lässt sich bekömmlich gestalten – mit Operettenseligkeit und betonten Volksmusikspäßen. Saraste fegte zuletzt bei dem Werk nach dem herrlichen Signal des Solotrompeters wie ein Sturm los und klopfte die Struktur frei. „Hier tanzt ein Bodybuilder Wiener Walzer“, so schrieb ein Ohrenzeuge. Keine Spur von Sentimentalität, so Sarastes Leitmotiv, bekommt dem manchmal selig genudelten „Adagietto“ gut. Für die große Anstrengung auf langem Wege entlohnt dann besonders das Finale, das sich wie ein Feuerwerk entlädt und euphorische Stimmung löst – Jubel am Ende einer lebendigen Freundschaft. Hei Hei – das ist finnisch und heißt auf Wiedersehen.

Abschiedskonzert Jukka-Pekka Saraste | Fr 5.7. 20 Uhr | Kölner Philharmonie | 0221 280 280

Olaf Weiden

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Vaiana 2

Lesen Sie dazu auch:

Sinfonische Vollender
Gil Shaham in der Kölner Philharmonie – Klassik am Rhein 11/24

Weiblicher Beethoven
Emilie Mayers 5. Sinfonie im Konzerthaus Dortmund – Klassik an der Ruhr 10/24

Ein Himmel voller Orgeln
Zwei Orgelfestivals in Köln und Düsseldorf – Klassik am Rhein 10/24

Mit virtuoser Blockflötistin
33. Festival Alte Musik Knechtsteden in Dormagen und Köln – Klassik an der Ruhr 09/24

Nach François-Xavier Roth
Der Abgang des Kölner GMDs sorgt für Umbesetzungen – Klassik am Rhein 09/24

Barock und Filmmusik
Open-Air-Konzerte „Viva Italia!“ im Ruhrgebiet – Klassik an der Ruhr 08/24

Exotische Musik
„Sounds of Nature“ und „Diálogos de amor“ beim Niederrhein Musikfestival 2024 – Klassik am Rhein 08/24

Akademische Bürgernähe
Michael Ostrzyga dirigiert „Elias“ in Bergheim und Köln – Klassik am Rhein 07/24

Pop-Hit trifft düstere Rarität
Semesterkonzert an der RUB – Klassik an der Ruhr 07/24

Bruckners „verfluchte“ Neunte
„Von Herzen – Letzte Werke“ in Bochum – Klassik an der Ruhr 06/24

Mit Hochdruck bei der Arbeit
Die Orgelfeierstunden im Kölner Dom – Klassik am Rhein 06/24

Träume aus alten Zeiten
Zamus: Early Music Festival 2024 in Köln – Klassik am Rhein 05/24

Klassik.

Hier erscheint die Aufforderung!