Zurück in die Gegenwart: Die aktuelle Düsseldorfer Quadriennale widmet sich vor allem den Pionieren der Gegenwartskunst seit 1960, mit Bezug zu Düsseldorf. Die Quadriennale ist eine mit viel Werbeaufwand und zusätzlichen städtischen Geldern betriebene konzertierte Veranstaltung der Düsseldorfer Ausstellungsinstitute, die demonstriert, wie weitreichend die Impulse dieser Kunstszene sind und wie viele Museen sich hier der zeitgenössischen Kunst verschrieben haben. Die aber auch – und das steht schließlich im Mittelpunkt – einige herausragende Ausstellungen mit sich bringt. Dazu gehört natürlich Joseph Beuys mit seinen Installationen, Skulpturen und Zeichnungen in der neueröffneten Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen am Grabbeplatz. Verdienstvoll ist nicht die uninspirierte Aneinanderreihung der Exponate, aber großartig ist, dass hier herausragende Arbeiten zusammengetragen werden konnten, welche die Kombinatorik und den Blickwinkel von Joseph Beuys, dem Neuerer und Hohepriester der Kunst mit Materialien wie Fett und Filz und mit Aktionsrelikten vermitteln. Vielleicht wäre auch gut gewesen zu demonstrieren, wie sich Ideen und Ansätze von Beuys (1921-86) in den jüngeren Künstlergenerationen äußern?
Immerhin macht in Düsseldorf die Städtische Kunsthalle gemeinsam mit dem Kunstverein auf solch indirekte Weise auf einen weiteren Künstler-Magier aufmerksam, den Belgier Marcel Broodthaers. Broodthaers hat in Düsseldorf nur zwei, drei Jahre gelebt, in denen er aber Meilensteine einer „emblematischen“ Kunst entwickelt hat, die noch die Institution Museum hinterfragt. Ein gutes Dutzend jüngerer Künstler huldigt nun also Broodthaers mit eigenen Arbeiten, rekonstruiert dessen Werke und Ausstellungen und teilt so seine Bedeutung für die Gegenwartskunst mit.
Die vielleicht gelungenste Ausstellung aber ist im museum kunst palast im Ehrenhof zu sehen: zu Nam June Paik, dem Pionier der Videokunst, der später noch mit Laser gearbeitet hat. Paik, der wie Beuys an der Kunstakademie unterrichtet hat, war seit den gemeinsamen Fluxus-Aktionen mit diesem befreundet, ebenso wie ein weiterer Solitär der Gegenwartskunst, James Lee Byars. Der Amerikaner Byars hat mit seinen Performances und seinen Objekten oft in Gold Absolutheit und Perfektion angestrebt; sein Werk ist nun im Schloss Benrath ausgebreitet – ja, das ist das eigentlich Reizvolle dieser Quadriennale: Dass mit den parallel stattfindenden Ausstellungen eine Struktur der Vernetzung und künstlerischen Verwandtschaft demonstriert wird ... Übrigens trifft es sich gut, dass der Kunstpreis der Landeshauptstadt Düsseldorf dieses Jahr an einen Künstler verliehen wurde, der hier lebt, an den Objektkünstler Thomas Schütte. Dessen Arbeiten gibt’s natürlich auch zu sehen, im K21 im Ständehaus innerhalb der Ausstellung „Auswertung der Flugdaten“ – einem leider etwas knappen Rekurs auf all das, was in den 1980er Jahren von Düsseldorf aus zur internationalen Kunst beitrug. Und so geht es bis heute weiter.
www.quadriennale-duesseldorf.de
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