Bassistin, Komponistin, Sidewoman, Bandleaderin – die Aufzählung in ihrer eigenen Biographie klingt unabgeschlossen. Mindestens fehlt das Wort Managerin, denn heute verwaltet sich die Jazzszene meist selbst. Caris Hermes, die Lady, die den Bass singt, hat ihre Liebe zum großen Kontrabass spätestens im Jugendstudium in Essen bei dem amerikanischen Kontrabassisten John Goldsby fundiert: „John war in jenen Jahren eine zweite Vaterfigur, er hat mir unendlich viel positiven Input gegeben.“ Hauptberuflich spielt Goldsby seit drei Jahrzehnten in der WDR Big Band, nebenbei komponiert er selbst Stücke, spielt in zahllosen kleinen Formationen – und unterrichtete an diversen Hochschulen.
Bei einem solchen Mentor lernte Caris die individuellen Qualitäten der Legenden des Bassspiels im Jazz kennen. Dozenten bestimmen ganz wesentlich die Laufrichtung ihrer Auszubildenden. Caris Hermes hat den Modern Jazz und Straight Ahead Jazz als Herzenssache ausgewählt. Auch Paul Heller, ebenfalls Leistungsträger des WDR Jazzorchesters, und der versierte Mainstream-Pianist Martin Sasse wurden Leitfiguren für die junge Bassistin, luden sie zu Konzerten ein und gründeten sogar ein Quartett mit Caris und ihrem Schlagzeuger Niklas Walter.
Folgerichtig erschien vor 5 Jahren Hermes erstes eigenes Album als Bandleaderin, im letzten Herbst folgte das Album „Caris Hermes“. Es ist eine Trio-Aufnahme mit Gästen, im Trio sitzt Billy Test an den Tasten, aktueller Pianist der WDR Big Band. Das Senderorchester mit seinen herausragenden internationalen Jazzstimmen hat es der Bassistin angetan, keine schlechte Wahl. Und sie kennt sich in der Big Band-Arbeit ebenfalls aus, mit Gastspielen in Köln und bei der HR Big Band.
Dass die Bassistin längst kein Geheimtipp ist, zeigen auch die nationalen und internationalen Preise, die sie in der letzten Dekade abräumte. Auf Düsseldorfs erster Jazzbühne beherbergt sie im eigenen Quintett allein drei Musiker aus der Grammy-notierten WDR Big Band (Haderer/Heller/Test). Hermes: „Ich habe grundsätzlich ein gutes Gespür dafür, wann ich etwas rund finde. Ich habe einige Stücke selbst geschrieben, wobei ich meine derzeitigen Stärken eher noch im Komponieren von Balladen sehe.“ Und dafür gilt sie als Spezialistin.
Caris Hermes Quintett | Fr 24.11. 20.30 Uhr | Jazzschmiede Düsseldorf | 0211 311 05 64
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