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Von links: N. Pabelick, U. Rochels, Samuel Youn, Luke Stroker, Dimitri Platanias, Jeonki Cho, Dmytro Popow, Adina Aaron, Claude Schnitzler (Dirigent), Kemper
Foto: Michael Cramer

Das „Fest der schönen Stimmen“

23. Juli 2016

Saisonabschluss der Kölner Oper im Staatenhaus - Oper in NRW 07/16

Eines der Highlights der soeben beendeten Opernsaison war erneut das „Fest der schönen Stimmen“, die Gala der „Freunde der Kölner Oper“. Das ist der gemeinnützige Förderverein der städtischen Oper mit über 550 Mitgliedern, der alljährlich eine besondere Aufführung für seine Fans organisiert. Zumeist als Arienabend mit mehreren international herausragenden Stimmen, in diesem Jahr einmal als komplette Opernaufführung der hochgelobten „Tosca“-Inszenierung von Thilo Reinhardt und unter dem sensiblen Dirigat von Claude Schnitzler. Gleichzeitig ein feierlicher Abschluss der Saison mit der Amerikanerin Adina Aaron (die bereits 2012 in dieser Rolle in Köln debütiert hatte), dem ukrainischen Nobeltenor Dmytro Popow und dem Griechen Dimitri Platanias als Fiesling Scarpia. Vom - trotz parallelen EM-Endspiel - ausverkauftem  Hause und trotz drückender Hitze war ein ungewöhnlich intensiver und hochkarätiger Opernabend zu erleben und ein Geschenk für die Mitglieder des Vereins, welch die teuren Eintrittskarten zum halben Preis bekommen können. Aber nicht nur die, auch Scarpia und die Statisten dürfen es nicht leicht gehabt haben in ihren schwarzen Uniformen.

Adina Aaron ist seit ihren Kölner Auftritten als Aida, als Vitellia in Mozarts „La Clemenza di Tito“, als Sopran-Solo in Verdi´s „Requiem“, als Leonora in „La Forza del Destino“ und als Tosca ein unbestrittener Kölner Publikumsliebling. Ihr voller glühender Sopran, mit glänzender, sicherer Höhe, sehr ausdrucksstark aber auch in den leisen Momenten, konnte fast zu Tränen rühren, insbesondere in der großen „Vissi d'arte“-Arie. Dazu präsentiert sie mit jugendlich schlanker Figur ein natürliches und unverkrampftes Spiel, wie es kaum intensiver sein könnte. Das ist einfach pures Opernglück. Ihr Partner Dmytro Popow war ein vollends gleichwertiger Partner mit verblüffendem sattem Höhenglanz, mit Leichtigkeit statt Kraftsingen, mit wunderbaren Zwischentönen, mit  sehr ausdrucksstarkem Spiel in seinen unterschiedlichen seelischen Zuständen zwischen Folter, Todesangst und unerfüllter Hoffnung auf Weiterleben. Der sehr kräftig gebaute Dimitri Platanias war schlichtweg die perfekte Ausgeburt eines verschlagenen Polizeichefs, nicht nur in seiner Erscheinung, sondern auch stimmlich: jederzeit auf aggressiver Lauer, mit ungeheurem Selbstbewusstsein, grundböse auch in der schwarzen Messe und beim vergeblichen Versuch der Annäherung an Tosca. Eine Riesenstimme für eine perfekte und Angst einflößende Darstellung mit Rückenschauern.

Entsprechend jubelnd begeistert war der Applaus, der dann allerdings von Dr. Heinrich Kemper, dem Vorsitzenden der Opernfreunde, leider unterbrochen werden musste, galt es doch den diesjährigen „Offenbachpreis“ zu vergeben. Diese Freunde unterstützen mit ca. 550 Mitgliedern und bei zunehmender Tendenz finanziell die Sänger des „Internationalen Opernstudios“ des Hauses, junge Leute mit bereits sehr gut ausgebildeten Stimmen, denen durch Auftritte in der Kölner Kinderoper, kleinere Rollen auf der großen Bühne und diverse Konzerte der Weg in die Profikarriere ganz erheblich erleichtert wird. Viele Stipendiaten wurden nach drei Jahren Opernstudio von zahlreichen Bühnen fest übernommen, so auch von Köln. Kein Wunder, dass die Zahl der BewerberInnen ganz erheblich ist. Daneben finanzieren die Mitglieder auch technische Einrichtungen für die Bühnen und geben Zuschüsse zu Produktionen. Für den Mitgliedsbeitrag, der steuerlich absetzbar ist, gibt es natürlich auch etwas zurück: neben dem halben Preis für das jährliche „Fest der schönen Stimmen“ auch Probenbesuche, Teilnahme an Sonderveranstaltungen, persönlichen Kontakt zur Intendanz und den Künstlern, quasi ein Bliclk hinter die Kulissen. Gut sichtbar und hörbar sind die jungen Sänger besonders in der Kölner Kinderoper, der ersten dieser Art in Deutschland überhaupt. Die kindgerechten Aufführungen werden überwiegend von Mitgliedern des Opernstudios besetzt, die Leitung hat der Dirigent und Pianist Rainer Mühlbach. Die Opernfreunde finanzieren somit auch die musikalische Frühbildung der Kölner Jugend.

Der Offenbachpreis der Opernfreunde wurde erstmalig 2005 verliehen; er ist eine Auszeichnung für ein junges Mitglied des Ensembles, welches durch stimmliche Entwicklung und szenische Präsenz besonders auf sich aufmerksam gemacht hat. Der jeweilige Preisträger wird bis zur Verleihung nicht verraten; der Glückliche in diesem Jahr ist der Koreaner Jeonki Cho, der im Opernstudio angefangen hat, seit 2010 als Solist im Ensemble verpflichtet ist und seither zahlreiche Rollen in Köln und auch anderswo gesungen hat. Norbert Pabelick, stellvertretender Vorsitzender des Vereins, unterstrich in seiner Laudatio den vielfältigen Einsatz, die hohe Musikalität, die herrlichen Spitzentöne und seine einfach überwältigend nette Art, die den jungen Sänger so beliebt machen. Die goldene Ehrennadel, gefertigt von Beiratsmitglied Ulrich Rochels, Chef des Juweliergeschäfts R. & C. Müller auf der Hohestraße, überreichte der allererste Preisträger Samuel Youn, der als einstiger Sprössling des Opernstudios eine beeindruckende internationale Karriere hingelegt hat.

Bei den Opernfreunden Köln herrscht ein frischer Wind. Nach Umbesetzungen im Vorstand wird derzeit eine attraktivere Webseite erstellt, der neue Flyer ist schon fertig. Etliche Mitglieder stellen sich abends freiwillig an den von der Oper gestifteten Infostand und werben um neue Mitglieder, die Oper sponsert mit einer Freikarte für die aktuelle Aufführung. Das oft gehörten Argument „Ich werde Mitglied, wenn die Oper wieder am Offenbachplatz spielt“ kann man leicht entkräften: „Man muss dann jemandem helfen, wenn es ihm nicht so gut geht“.

Michael Cramer

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