Das Musiktheater im Revier bietet in der Spielzeit 2024/25 nicht nur Unterhaltsames, sondern auch viel Stoff zum Nachdenken. Zu Beginn wird‘s ein wenig unheimlich und ganz schön grotesk: „Der kleine Horrorladen“, das Erfolgsmusical von Alan Menken, lässt ab 14. September eine fleischfressende Pflanze auf Menschen in einem Blumenladen los. Carsten Kirchmeier inszeniert das „Grusical“, das mit seiner zauberhaft-skurrilen Handlung ernsthafte Fragen um Liebe, Träume und Größenwahn stellt.
Am 28. September geht es in die Abgründe der Seele: Die 2023 verstorbene finnische Komponistin Kaija Saariaho, deren Oper „L‘Amour de Loin“ vor drei Jahren in Köln tief beeindruckte, hat mit ihrem letzten Werk „Innocence“ ein Drama um die Auswirkungen eines Amoklaufs an einer Schule hinterlassen. 2021 in Aix-ex-Provence uraufgeführt, kommt der vielschichtige Opernthriller über das Aufeinandertreffen von Tätern und Opfern, über Schuld und Unschuld und über die Traumata einer unbewältigten Vergangenheit zum ersten Mal in Deutschland auf die MiR-Bühne. Elisabeth Stöppler inszeniert, der Finne Valtteri Rauhalammi, bis 2017 Kapellmeister am Musiktheater, kehrt als Dirigent zurück.
Schuld und Unschuld, wenn auch auf burleske Weise, behandelt ebenfalls Carl Orffs beliebte „Carmina Burana“. Am 19. Oktober choreografieren Giuseppe Spota und Alessio Monforte die Verarbeitung mittelalterlicher Lieder als einen Reigen von Liebe, Sünde und Lebensgenuss. Einen Tag vorher stellen im Kleinen Haus das Puppentheater und das MiR.Lab Fragen nach Sein und Existenz: „Jede Menge Unsterblichkeit“ ist ein Spiel mit und um digitale und analoge Körper, um im Forschungslaboren weiterlebende Zellen der Krebspatientin Henrietta Lacks und um fiktive Personen wie Hamlet oder die Puppen auf dem Theater.
Intendant Michael Schulz selbst widmet sich am 6. November dann dem Klassiker „Hänsel und Gretel“. Engelbert Humperdincks unsterbliche Oper, halb Märchen, halb Sozialdrama, erreicht mit ihren Melodien alle Generationen. In einer gekürzten Version, geeignet für Schulklassen und Kita-Gruppen, schickt das Musiktheater ab 23. November die Kinder in das gefährliche Haus der Knusperhexe.
Wieder aufgenommen wird eine Gelsenkirchener Erfolgsproduktion, die Operette „Drei Männer im Schnee“. Mit dem „Mann von La Mancha“ zeigt das MiR einen weiteren Musical-Klassiker, während in der Oper zugkräftige Titel wie „La Bohème“ und Giuseppe Verdis „Falstaff“ die Spielzeit abrunden.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Mit Musik ins neue Jahr
Neujahrskonzert im Gelsenkirchener MiR
Goldene Flügel der Sehnsucht
Großes biblisches Drama: „Nabucco“ an der Oper Köln – Oper in NRW 12/24
Triumph der Güte?
„La Cenerentola“ in Essen und Hagen – Oper in NRW 12/24
Besiegt Vernunft die Leidenschaft?
„Orlando“ an der Oper Köln – Oper in NRW 11/24
Unerwartet Kaiserin
„Der Kreidekreis“ in Düsseldorf – Oper in NRW 11/24
„Was dieser Mozart gemacht hat, will ich auch machen“
Komponist Manfred Trojahn wird 75 Jahre alt – Interview 10/24
„Das ist fast schon eine Satire“
Alexander Becker inszeniert „Die Piraten von Penzance“ am Opernhaus Dortmund – Premiere 07/24
Opern-Vielfalt am Rhein
„Nabucco“ eröffnet in Düsseldorf die Spielzeit 2024/25 – Oper in NRW 06/24
Welt ohne Liebe
„Lady Macbeth von Mzensk“ am Theater Hagen – Oper in NRW 05/24
„Erstarrte Konzertrituale aufbrechen“
Interview mit dem Direktor des Dortmunder Festivals Klangvokal, Torsten Mosgraber – Interview 05/24
Der Ring und ein schwarzer Berg
Wagner-Kosmos in Dortmund zu „Mythos und Wahrheit“ – Oper 05/24
Noten sind nicht maskulin
Das Komponistinnenfestival Her:Voice in Essen – Festival 05/24
„Kritische Auseinandersetzung mit der Kolonialzeit“
Kapellmeister Hermes Helfricht über Werner Egks „Columbus“ an der Oper Bonn – Oper in NRW 06/24
Die Gefahren der Liebe
„Die Krönung der Poppea“ an der Oper Köln – Oper in NRW 05/24
Absurde Südfrucht-Fabel
„Die Liebe zu den drei Orangen“ an der Oper Bonn – Oper in NRW 04/24
Grund des Vergessens: Rassismus
Oper von Joseph Bologne am Aalto-Theater Essen – Oper in NRW 03/24
Täuschung und Wirklichkeit
Ein märchenhafter Opern-Doppelabend in Gelsenkirchen – Oper in NRW 02/24
Verpasstes Glück
„Eugen Onegin“ in Bonn und Düsseldorf – Oper in NRW 02/24
Unterschätzte Komponistin?
„Der schwarze Berg“ an der Oper Dortmund – Oper in NRW 01/24