Musikalisch gilt sie als die reichste und prächtigste Oper Georg Friedrich Händels. „Orlando“ erzählt mit dem sagenumwobenen fränkischen Ritter aus der Zeit Karls des Großen ein Verwirrspiel um Liebe, Eifersucht, Wahnsinn und Zauberei. Roland, der mittelalterliche Hruotland oder italienische Orlando, verliert wegen seiner vergeblichen Leidenschaft für Angelica den Verstand, rast vor Zerstörungswut und will sich sogar in die Unterwelt stürzen. Erst Zauberer Zoroastro bringt ihn wieder zur Vernunft.
Für die verwickelte Handlung aus Ludovico Ariostos Epos „Orlando furioso“ hat Händel eine psychologisch feinsinnige, formal die damaligen Grenzen sprengende Musik geschrieben. Er war in dieser Zeit – „Orlando“ hatte 1733 Premiere – verantwortlich für die italienische Oper am Londoner King‘s Theatre und konnte so seine künstlerischen Vorstellungen fast unabhängig verwirklichen. Für seinen Star, den Kastraten Senesino, schrieb er vor allem in der Wahnsinnsszene des zweiten Akts so unkonventionelle Musik, dass ihm dieser die Gefolgschaft kündigte. In Köln wird Xavier Sabata die Titelrolle übernehmen. Der katalanische Countertenor hat den „Orlando“ bereits beim Festival von Peralada in Katalonien gesungen.
Von dort kommt auch die Inszenierung des spanischen Regisseurs Rafael R. Villalobos. In seiner Regie wird gerade Christoph Willibald Glucks „Iphigénie en Tauride“ in Antwerpen gespielt; zu seinen Arbeiten gehören zum Beispiel eine „Elektra“ und Benjamin Brittens Kirchenoper „Noah‘s Flood“, mit der er 2013 in Wiesbaden seinen Durchbruch erlebte.
Villalobos wählt Virginia Woolfes 1928 erschienenen Roman „Orlando“ zum Ausgangspunkt seiner Regie. Darin verwandelt sich ein junger englischer Adliger aus unklaren Gründen in eine Frau und durchlebt 300 Jahre englische Gesellschaftsgeschichte. Den Flirt zwischen Orlando, Angelica und Dorinda in der Oper überträgt Villalobos auf das Beziehungsdreieck zwischen Virginia Woolf, ihrer Geliebten Vita Sackville-West und deren Liebhaberin Violet Trefusis. Eine gewagte Idee, die „auf der Bühne triumphiert“, schrieb der Kritiker Xavier Pujol – wozu auch die Bühne Emmanuele Sinisis beigetragen hat. Am Pult des Gürzenich-Orchesters steht Rubén Dubrovsky, der in Köln bereits die Händel-Oper „Giulio Cesare in Egitto“ dirigiert hat.
Orlando | 17.11. (P), 20., 24., 26., 28., 30.11., 4., 6., 8., 12.12. | Oper Köln | 0221 22 12 84 00
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