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Roman Lipski. Ohne Titel. 2010. Acryl auf Leinwand
Foto: Polnisches Institut Düsseldorf

Das Geheimnis bewahren

30. August 2012

Roman Lipski in der Galerie des Polnischen Institutes Düsseldorf - Kunst in NRW 08/12

Für Kenner von Science-Fiction-Filmen ist die neue Google-Wunderwaffe nichts Neues. Das so genannte „Project Glass“ soll Anfang 2013 an ausgewählte Kunden versandt werden. Die IT-Spezialisten werden den Prototyp begutachten und entscheiden, wie viele Schritte bis zur Massenproduktion noch nötig sind. Das „Project Glass“, mit bespielbarem Display und Kamera ausgestattet, ist die scheinbare Vollendung von Bildtechniken, die sich in den Blickraum des menschlichen Auges implementieren. Dieser ließ sich schon seit der Renaissance gerne täuschen – und in diesem Täuschen sah man lange Zeit über die Finesse des Künstlers. Bald dürfen Büroangestellte sich ihre stressende Umgebung mittels Software überspielen und zwischen zwei Meetings einen Hauch der Malediven einatmen.

Da stellt sich die Frage, wie die Kunst auf die zunehmende Digitalisierung natürlicher Räume antworten soll. Muss sie das überhaupt? Der polnische Künstler Roman Lipski hat seine eigene, pragmatische Herangehensweise an die digitalisierbare Realität gefunden. Er zieht mit seiner Digi-Kamera los, knipst, was das Zeug hält, und lässt Motive wie Stimmungen in eine kontrastreiche Bildmotive verschmelzen. Seine menschenleeren Landschaften suggerieren trotz der horizontalen Weite eine konkrete Position, von der aus das Wechselspiel zwischen Licht und Schatten auf den Betrachter magisch zurückwirkt.

Von der digitalen Schärfe bleibt bei Lipski nicht mehr viel übrig. Das Licht wird zu einem emotionalen Schleier, der sich über das Bild legt. Alltäglich Objekte wie Maschendrahtzäune, Fensterrahmen oder Brückenabsperrungen sind mal angedeutet, mal von einem mystifizierenden Licht versehen, das sie eher in die Kulisse eines David Lynch-Films tauchen ließe, denn in einen Katalog über Landschaftsmalerei.

An suggestiven Mitteln mangelt es dem seit 1989 in Berlin lebenden Polen nicht. Dieser subtile Stil, mit dem Lipski der Naturbetrachtung ihre allzu menschliche Verworrenheit wiedergibt (Kant hätte hier wohl von Spontaneität gesprochen), beeindruckte auch Anwalt und Kunst-Mäzen Erich Marx, der seit Jahren einer der Förderer Lipskis ist. Neben Ausstellungen in Rom, New York und zuletzt in Las Vegas (gerade dort fand in der Galerie des Mega-Hotels Bellagio eine Ausstellung über Landschaften von Monet bis David Hockney statt!), ist er nun auch in Düsseldorf zu sehen. Innerhalb der Berliner Kunstszene ist der Maler aus dem Pommerschen Nowy Dwór Gdánski bereits bestens bekannt. Hier war er auch an der Gründung des Klubs der polnischen Versager beteiligt, einer Vereinigung von polnischen-Avantgardisten in Berlin, in der mit polnischen Stereotypen in und außerhalb Deutschlands sarkastisch-künstlerisch umgegangen wird.

Daran mag man biographisch sehen, dass Roman Lipski seine Landschaften nicht frei von Ironie malt – ungeachtet aller digitalen Anflüge, die von den Medienmammuts in Silicon Valley und co. noch zu erwarten sind.

Roman Lipski. Malerei I Galerie des Polnischen Instituts Düsseldorf I 7.9.-16.11.
www.polnisches-institut.de

Am 7.9. findet um 19 Uhr die Vernissage in Anwesenheit des Künstlers statt.

Dawid Kasprowicz

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