Die Verlängerung wurde per E-Mail mitgeteilt. Ja, die Meisterwerke des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts aus der Sammlung des Museum Folkwang kann man bis November in der Villa Hügel sehen. Die einstige Industriellen-Villa oberhalb des Essener Baldeneysees, in der in den vergangenen Jahren kulturhistorische Ausstellungen stattfanden, erweist sich als geeigneter Ort für die Malerei der Moderne. Also für Monets „Kathedrale von Rouen“, Renoirs „Lise“ und Van Goghs „Irrenhausgarten“. Zu sehen sind zudem die Bilder der Realisten ebenso wie die Beiträge der Symbolisten und der Impressionisten, auch der deutschen Expressionisten.
In dieser Fülle und Großzügigkeit war die berühmte Essener Sammlung bislang kaum zu sehen. Möglich ist dies dadurch, dass das Museum Folkwang derzeit umgebaut wird – pünktlich zur Kulturhauptstadt 2010 soll es mit dem Erweiterungsbau des Architekten David Chipperfield wiedereröffnet werden. Die Sammlungsbestände sind bis dahin ausgelagert oder auf Tournee oder eben zu Gast in der Villa Hügel. Eine Chance für die Kunst also, die belegt, wie wichtig die (kommunale) Sammlungstätigkeit ist, gleichgewichtig neben den Wechselausstellungen, in Rückwirkung mit diesen.
Die Spuren der Essener Sammlung führen weiter ins Museum Quadrat nach Bottrop. Integriert in die dortige Sammlung sind in Bottrop bis Oktober 14 kapitale Gemälde und Skulpturen zur US-amerikanischen gegenstandfreien Malerei zwischen 1950 und 1970 aus dem Bestand des Museum Folkwang zu sehen. In Bottrop macht die Präsentation dieser Werke von Rothko, Pollock oder Stella Sinn. Sie unterstützt die Konzeption des Museum Quadrat, das sich in seinem Kern dem Werk von Josef Albers widmet. Albers wurde 1888 in Bottrop geboren, er hat am Bauhaus unterrichtet und war seit 1933 in den USA tätig. Mit seinen quadratischen Farbflächen hat er die Entwicklung der amerikanischen Kunst mit beeinflusst. Konsequenterweise konzentriert sich das Bottroper Museum, das einen hervorragenden Bestand zu Albers besitzt, in seinen Aktivitäten vor allem auf gegenstandsfreie, wesentlich aus Farben formulierte Malerei. In diesen Zusammenhang passt nun auf wunderbare Weise die aktuelle Wechselausstellung mit Raimund Girke (1930-2002), auf der Grundlage von Schenkungen aus dem Nachlass. Der Kölner Maler hat seine Bilder aus einzelnen, analog geführten Strichen als dichte vibrierende Flächen überwiegend in Grau- oder Blautönen entwickelt. Dahinter steht ein Ausloten des Weiß‘ in seinen Schattierungen, ein Reagieren auf Licht, durchaus mit Verweisen auf die Erscheinungen der Natur. Girkes Bilder sind so frisch und zeitlos wie am Tag ihrer Entstehung. Und so tiefgründig und reich wie die Malerei des Impressionismus.
Villa Hügel zeigt Folkwang I bis 1.11. I Essen-Baldeney I www.villahuegel.de
Raimund Girke – Farbe aus Licht I bis 20.9. I Museum Quadrat Bottrop I www.quadrat-bottrop.de
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