Das alte Jahr hört morbide auf, im neuen geht es morsch weiter. Ein wenig unglücklich quer durch die Adventszeit zeigte die Kunsthalle Barmen in Wuppertal die Ausstellung „DEAD_Lines. Todesbilder in Kunst – Medien – Alltag“.
Das endgültige Verschwinden ist ein uraltes Thema unter den Künstlern; kaum einer, der nicht bereits dem Reiz des Vanitas-Sujets verfallen ist. Die Kuratoren Birgit Richard und Oliver Zybok haben Arbeiten von 56 internationalen Künstlern zusammengetragen, darunter zeitlose Knaller von Gregor Schneider, Gregory Crewdson oder Lucinda Devlin. Die Ausstellung, von der ein Teil auch in der Städtischen Galerie Remscheid zu sehen ist, soll keine chronologische Entwicklung von historischen Motiven und Symbolen des Todes zeigen. Sie ist auch nicht ethnologisch oder volkskundlich orientiert, sie zeigt exemplarisch die zeitgenössischen Strategien, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen, dessen teilweise skurrile Symbolik sich bereits tief in die moderne Bildersprache hineingefressen hat.
Wandern wir also los durch den Reigen des Unabänderlichen, dringen wir ein in die weißen Kuben voller Merkwürdigkeiten: Der erste Blick fällt auf Lady Di im Großformat. Der niederländische Fotograf Erwin Olaf benutzte für den Lambda-Print ein Double, das den Besucher mit dem gewohnt schmachtenden Blick der Prinzessin der Herzen anschaut, doch harmonisieren die Blutflecke auf dem weißen Kleid nicht so gut mit dem königlichen Diadem. Irgendwer hat der Schönen einen abgerissenen Mercedesstern in den Oberarm gerammt. „Royal Blood“ (2000) heißt die Serie, die gewaltsam umgekommene Aristokraten thematisiert.
Einen Raum weiter hängt dann eines diese merkwürdigen Bilder des Amerikaners Gregory Crewdson. „Untitled (Esther Terrace)“ (2006) heißt es und zeigt erst einmal nichts als das Idyll einer amerikanischen Vorstadtsiedlung. Nebel oder Rauch zieht über die Straße, hier wohnt das Zwielichte, das Böse, der Tod? Niemand weiß das, Crewdson hält jede seiner aufwändig produzierten Inszenierungen in einer verunsichernden Schwebe. Nichts darf dabei Aufmerksamkeit erregen, alle Details haben den gleichen Wert. So soll verhindert werden, dass die Szenerie durchschaut wird.
Ganz anders ist das bei der Installation der Lübeckerin Almut Linde. Sie hängte hunderte Erkennungsmarken der Deutschen Bundeswehr in einen Durchgang der Barmer Kunsthalle. „Dirty Minimal #62.4 - 1.347 Lives“ (2011) heißt die Arbeit der Bernhard Johannes Blume-Meisterschülerin, die nicht die einzige in der Ausstellung ist, die den Tod im Zusammenhang mit politischer Auseinandersetzung bearbeitet. Das gilt auch für die amerikanische Fotografin Lucinda Devlin, die in ihren kalten hochartifiziellen Bildern Tötungsmaschinen der Justiz zeigt, wie die Liege aus dem Texas State Prison (1992), wo die Todeskandidaten per Giftspritze ins Jenseits befördert werden.
Dort sind die Protagonisten von Sam Samore bereits angekommen. Er fotografiert Selbstmörder in typischen gebauten Arrangements. Die Arbeiten in Wuppertal gehören zu der Serie „The Suicidist (continued)“ (2003), eine Weiterführung seiner Arbeit aus den frühen 1070ern, als noch Hippies die Luft aus einem Staubsauger atmen mussten.
„DEAD_Lines“ I bis 14.2. I Von der Heydt-Kunsthalle Wuppertal-Barmen I 0202 563 65 71
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