Wer heutzutage einen der heißbegehrten Ausbildungsplätze zum Veranstaltungskaufmann ergattern kann, lernt in drei Jahren unter anderem, Partys zu organisieren, die mehr und mehr einer kühlen Reißbrettkalkulation folgen. Aspekte wie omnipräsente Reklame, Sponsoring und große, Massen anziehende Namen spielen in dieser Schule eine wichtige Rolle. In der Realität geraten solche Partys aber nicht selten blutleer, und, für Veranstalter noch schlimmer, kommerziell erfolglos. Viele dieser scheinbar zwingend notwendigen Posten werden vom aus dem Großraum Essen stammenden Künstlerkollektiv Beatplantation und ihrer Partyreihe leichtfertig in den Wind geschossen. Was auf den ersten Blick nach kommerziellem Selbstmord aussieht, gestaltet sich in der Realität ganz anders: nämlich ungemein erfolgreich, sowohl unter finanziellen wie auch künstlerischen Gesichtspunkten.
Alles startete mit einer Gruppe von jungen, aus Punk-Kontexten entstammenden DJs, die vor acht Jahren gemeinsam eine Party organisieren wollte, um ihre Skills einem breiteren Publikum beweisen zu können. Schnell geriet die Planung für die Veranstaltung, damals im AZ Mülheim, sehr ausschweifend, und anstatt einer reinen Tanzparty fanden noch viele andere Musiker und Künstler ihre Bühnen in allen möglichen Ecken des AZ. Geboren war die Idee der Beatplantation, wie sie grundlegend noch heute besteht und seitdem immer weiterentwickelt wurde.
Zum Konzept gehört laut Georg Breger, einem der Gründer der Beatplantation, die Nutzung möglichst aller kreativer Ressourcen der Region: „Wir finden immer neue, großartige Bands hier, die wir gerne auf unsere Partys einladen. Lange Zeit hatten wir pro Abend maximal einen DJ aus Köln im Line-Up. Außerdem gehörte es von Beginn an zum Konzept, möglichst viele verschiedene Orte im ganzen Ruhrgebiet zu bespielen.“ Dieser Maxime ist die Beatplantation treu geblieben. Es gibt sie im Druckluft Oberhausen und im Hundertmeister Duisburg, in Moers, auf dem Juicy Beats und dem Traumzeit Festival. Immer ist der Rahmen in seiner ganzen Kreativität und Vielfalt so lebendig und schön, dass stets über 1.000 Besucher kommen, um auf einem Dutzend Floors zu Beats jedes Genres zu tanzen oder sich die vielen, teilweise äußerst avancierten Vorführungen und nicht zuletzt die aufwändige Multimedia-Dekoration anzusehen. Dadurch ist die „Beat“ eine Erfolgsgeschichte, ohne dass die Veranstalter je weit von ihrem Punk-Ethos und der Idee des unmittelbaren Austauschs zwischen Künstler und Besucher hätten abrücken müssen. Dazu gehört auch, sich vom anvisierten Publikum ein wenig „finden“ zu lassen: „Wir haben unsere Flyer und die Onlinepräsenz, machen sonst aber keine Werbung und halten uns gerne ein wenig bedeckt. Das hängt mit unserer Angst zusammen, dass sonst ein Publikum kommen könnte, mit dem wir uns nicht identifizieren können. Wir wollen keine Kirmes für jedermann sein.“
www.myspace.com/beatplantation I Live: 28.8. Oberhausen, Druckluft
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