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Paul Klee, vermessene Felder, 1929, Aquarell, Bleistift auf Papier, 30x46 cm, © Kunstsammlung NRW, Düsseldorf

Ein feiner Ton

20. Dezember 2012

Ausstellungen in Düsseldorf und Bonn – Kunst in NRW 01/13

Zwischen all dem Lärm um Weihnachten und Neujahr beeindrucken zwei Ausstellungen in Düsseldorf und Bonn durch ihre Stille und Verhaltenheit. Beide präsentieren kleinformatige Bilder herausragender Künstler um die Mitte des 20. Jahrhunderts, deren Werke sich zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion bewegen und Farbe als Lichterfahrung und Bildraum verstehen. K21, das Ständehaus der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf, stellt seinen Bestand an Bildern von Paul Klee (1879-1940) vor. Klee stammt aus der Schweiz, ist dort auch gestorben und hat in Deutschland größte Anerkennung, aber auch die bittersten Momente erfahren. Er wurde von der NS-Diktatur aus seiner Professur an der Düsseldorfer Akademie entlassen, seine Werke wurden als „entartet“ entfernt; Klee selbst floh mit seiner Familie nach Locarno. Die Sammlung des Landes NRW umfasst nun, zusammengetragen seit 1960, 101 Bilder aus allen Werkphasen: alle im moderaten Format und, abgesehen von den realistischen Anfängen, in einem wunderbar spielerischen Umgang mit der Figur und der Darstellung von Natur, wobei sich surreale Momente einstellen und dann wieder Anklänge an das konstruktiv orientierte Bauhaus vorliegen, an dem Klee zeitweilig gelehrt hat. Neben kindlich anmutenden Zeichnungen entstehen Schilderungen von pflanzlichem Wachstum sowie rein geometrische Organisationen der Farbfläche. Immer aber tritt Klees Kunst beiläufig und sehr sacht auf; sie ist ausgesprochen genau, ja präzise.

Farbe ist auch das Thema von E.W. Nay, der 1902 in Berlin geboren wurde und ab 1951 in Köln gelebt hat, wo er 1968 gestorben ist. Ähnlich wie Klee ist er von der Nazi-Diktatur und vom Krieg betroffen: Seine Bilder werden abgehängt und beschlagnahmt; 1943 wird sein Atelier in Berlin durch Bomben zerstört. Wie Klee handelt er aktiv mit der Farbe, Nay arbeitet Figur und Pflanzliches aus dem Farbgeschehen heraus. Er führt die Farbeindrücke auf das natürliche Licht zurück und macht dies zum eigenen Thema. Aber die Farben sind oft gedeckt, im Gegensatz zu Klee findet er seine Farbigkeit und die Vegetation für die Bilder wiederholt im Norden. 1930 hält er sich auf der dänischen Insel Bornholm auf, wo er sich von der konventionell realistischen Malerei löst. 1937 ist er mit einem Stipendium auf den Lofoten, die einen weiteren Einfluss auf seine Malerei hin zur Abstraktion haben – hier entstehen die berühmten „Lofoten-Bilder“, die das einleiten, was ab 1954 in die „Scheiben-Bilder“ aus dichten Farbkreisen mündet, mit denen Nay endgültig in der zeitgenössischen Kunst etabliert ist. Für Nay stellt der Expressionismus eine zentrale Referenz dar. Eindrucksvoll sind die monumentalen Gemälde, auf denen gestisch gemalte Farbfelder sich ballen und bildfüllend überlagern … Aber nicht das zeigt jetzt das Kunstmuseum Bonn, sondern es präsentiert eine Werkschau der Arbeiten auf Papier und arbeitet so Nays Motive und Konzepte heraus. Es zeigt, wie Nay selbst die abstrakteste Form vom Gegenständlichen abgeleitet und verknappt hat und wie wichtig ihm eben die Farben sind. So unterschiedlich also Klee und Nay in der direkten Anschauung anmuten, sie berühren sich im Ton und auch in der Haltung.

„Ernst Wilhelm Nay – Das polyphone Bild“ | bis 3.2. | Kunstmuseum Bonn | www.kunstmuseum-bonn.de

„100 x Paul Klee“ | bis 10.2. | K21 Ständehaus in Düsseldorf | www.kunstsammlung.de

Thomas Hirsch

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