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Ein Blick auf das Japan nach dem Krieg von Yutaka Takanashi
Foto: Presse

Ein Schlag ins Gesicht

22. September 2011

„Japan 4“ zeigt Nippons große Fotografen - Kunst in NRW 09/11

Japan befindet sich im Fadenkreuz der Katastrophen. Heute sind es die Bedrohungen durch die Natur und die Folgen eines leichtfertigen Umgangs mit der Atomenergie, die das Land in Schockstarre versetzt hat. Eine Epoche hat ihr Ende gefunden. An ihrem Anfang stand ebenfalls eine Katastrophe, der Krieg und das Inferno der Atombombenabwürfe. Wie reflektiert man solche, jedes menschliche Maß übersteigenden Ereignisse? Mit der bloßen Dokumentation ist dem Unaussprechlichen nicht zu begegnen, befand Japans alter Meister der photographischen Kunst, Shomei Tomatsu, schon in den fünfziger Jahren. Heute sind ihm die panischen Fernsehbilder von Fukushima zu banal, er schaltete den Fernseher ab.

Statt Sachlichkeit wählte Tomatsu den subjektiven Blick auf die Wirklichkeit. Zupackend mit aller gebotenen Entschlossenheit fotografierte er die Folgen des Atombombenangriffs. Von ihm, dem „Godfather“ der japanischen Fotografie, wie ihn seine jüngeren Kollegen bezeichnen, sind jetzt Arbeiten in der Ausstellung „Japan 4“ zu sehen. Erstmals präsentieren die Galerien Jablonka und Pasquer gemeinsam eine Foto-Schau. Eine viel versprechende Entwicklung, wie gleich das erste Projekt der beiden Häuser zeigt. Mit Daido Moriyama, Yutaka Takanashi und Nobuyoshi Araki sind in Köln auch die drei prägenden Fotografen-Persönlichkeiten der Folgegeneration vertreten. Die Arbeit an der legendären Publikation „Provoke“ einte sie.

Takanashi mag zunächst der radikalste Stilist gewesen sein. Als sich Japan anschickte, den Weg zur sauberen, bunten Konsumgesellschaft einzuschlagen, zeigte Takanashi schmutzige, grobkörnige Bilder aus der Kampfzone des Alltags. Bilder wie ein wütender Schlag ins Gesicht der Betrachter.

Daido Moriyama, der sich gerne mit dem „Stray Dog“, einem schwitzenden Straßenköter, den er 1971 fotografierte, identifiziert, bietet die künstlerisch umfangreichste Entwicklungslinie. Die Ausstellung zeigt neben frühen Arbeiten auch das Bild „Kyoku / Erotica“ von 2007. Ein Leopard, der von der Straße aus einen Blick in eine Filiale von Cartier wirft. Ein langes, entbehrungsreiches Fotografenleben explodierte mit diesem Bild vor wenigen Jahren zur internationalen Erfolgsgeschichte. Über Aufmerksamkeit und satte Preise brauchte sich dagegen Nobuyoshi Araki nie zu beklagen. Mit seinen provokanten, die letzten Tabus aufspürenden erotischen Fotografien schockte Araki vor allem die westliche Kunstwelt. Von ihm präsentiert die Ausstellung eine bemerkenswerte Serie übermalter Akte. Araki zeichnet auf ihnen Bewegung und vor allem Berührung ein. Innerhalb seiner Werkgeschichte ein Quantensprung. So offenbart „Japan 4“ treffend die künstlerischen Elementarkräfte, mit denen Japan seit 50 Jahren die Entwicklung der fotografischen Kunst vorantreibt.

Ausstellung bis 29. 10. 2011, Di-Fr 15-18 Uhr, Sa 12-16, Lindenstr. 19 und Albertusstr. 9-11.

Mehr zum japanischen Fotografen Yutaka Takanashi unter:
Fotos von Japans Shooting Star Lieko Shiga in Köln

THOMAS LINDEN

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