Die Ausstellung von Andreas Fischer lebt von der Sensation und von der Überraschung. Auf Gestellen oder hängend an Fäden oder über den Köpfen an der Wand befinden sich offene und geschlossene Apparaturen, kleine elektronische Maschinen mit Schaltkreisen, Stegen und Stangen, die mit dem Näherkommen des Betrachters zu klappern anfangen, mitunter blinken, plötzlich hektisch werden, dann wieder eine ruhige, aber ungeduldige männliche Stimme hören lassen, die das Eintreffen einer irgendwie banalen Situation beschwört, die selbst nicht eintrifft ... Die Skulpturen, die im Untergeschoss des Museum Ludwig in Köln ausgestellt sind, handeln von Vergeblichkeit und scheinen nur auf uns gewartet zu haben. Das hat etwas Suggestives und macht ratlos, vielleicht weil uns diese Werke irgendwie verdammt nahe gehen. Andreas Fischer wurde 1972 in München geboren; er hat an der Kunstakademie in Düsseldorf studiert, wo er auch heute lebt. Nach mehreren Stipendien und einer Übersichtsschau im Bonner Kunstverein ist dies seine erste große Museumsausstellung. In Köln sind seine Arbeiten innerhalb eines Parcours für sich präsentiert, und so verwandt ihre Verfahren sind, so unterschiedlich sind doch die Temperierungen, die sie aufrufen. Es ist schon großartig, wie Fischer mit einfachen technischen Mitteln eine solche Wirkung und psychologische Aufladung erreicht. Das trifft erst recht auf seine jüngste Arbeit zu, die in einem eigenen Raum mit Kinosesseln wie auf einer Bühne vorgeführt wird. Ein Sessel hängt kopfüber an der Wand, er fährt die Polster aus, dabei gehen Lichter an und aus, ein Ventilator bringt eine Aluminiumfolie zum Wehen, wobei sich alle Aktivität am Vortrag einer herrischen Stimme orientiert.
Damit ist Andreas Fischer im Theatralischen zu verorten, und gewiss lohnt es sich, seine Werke überhaupt aus dieser Perspektive zu betrachten. Wenige Schritte vom Museum Ludwig entfernt ist im Museum für Angewandte Kunst eine Ausstellung zu sehen, die der Inszenierung im Theater mittels baulicher und technischer Verfahren nachgeht. Gegenstand dieser Schau, die das MAKK gemeinsam mit der Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Universität zu Köln realisiert hat, sind die Bühne und der Bühnenraum. Die Ausstellung selbst ist recht still, sie umspannt anhand von Skizzen, Malereien, Fotografien und Modellen die Zeit vom 19. Jahrhundert bis heute. Das erfordert vom Betrachter ein Eindenken in das Geschehen im geschlossenen Bühnenraum, dafür sind die ausgestellten Exponate anschaulich und im malerischen oder plastischen Vortrag dicht und im Übrigen in dieser Fülle und Qualität selten zu sehen. Deutlich wird, zu was die Bühnenbildner imstande sind: Sie erzeugen atmosphärische Aufladungen, verstärken, fokussieren und interpretieren das jeweilige Bühnenstück. Sie schaffen Illusionen, machen das Publikum zum Teilnehmer, und sie unterlaufen Erwartungen. Nostalgie und Vision berühren sich hier in der Rückschau. Ergründet werden Seelenlandschaften, dem Theaterpublikum wird ein Spiegel vorgehalten, und Geheimnisse werden erzeugt – natürlich hat auch all das mit den Skulpturen von Andreas Fischer zu tun.
„Andreas Fischer – Maschinen“ I bis 31.3.I Museum Ludwig, Köln I www.museum-ludwig.de
„Raum-Maschine Theater“ I bis 10.3. I Museum für Angewandte Kunst, Köln I www.makk.de
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