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Sonne braucht andere Netze als Kohle
Foto: Sven Siebenmorgen

Erdgas aus der Biotonne?

24. November 2011

Auf dem Gasmarkt ist eine dezentrale Versorgung noch Zukunftsmusik – Thema 12/11 Die Netze

Mit dem Winter steht die romantische Vorstellung weißer Weihnacht und mollig warm beheizter Stuben vor der Tür. Doch ein Kaminfeuer knistert in den wenigsten Wohnungen. Fast die Hälfte bundesdeutscher Wohneinheiten wird mittlerweile mit Erdgas beheizt, nicht nur im Neubaubereich mit steigendem Anteil. Der Einsatz von Energie für die angenehm warme Wohnung ist beachtlich: Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. verbrauchen private Haushalte rund 45 Prozent ihrer Energie für Heizzwecke. Seit 1998 darf der Verbraucher entscheiden, wer ihm Strom oder Gas ins Haus liefert. Doch woher stammt das Erdgas eigentlich? Etwa ein Drittel des deutschen Erdgasbedarfs liefert Russland, direkt gefolgt von Norwegen und den Niederlanden. Der deutsche Anteil beträgt nur etwa 14 Prozent. Auch aus Dänemark, Großbritannien, Katar, Ägypten, Nigeria und anderen Ländern wird Erdgas importiert. Für die Energiewende gilt der fossile Brennstoff mit dem geringsten CO2-Ausstoß – etwa 60 Prozent weniger als Kohle – als unverzichtbar. Nur die Abhängigkeit von Importen bereitet Sorge.

Beim Fracking werden Verunreinigungen des Grundwassers sowie die Auslösung von Erdbeben befürchtet
Auf dem Weg zu mehr Unabhängigkeit könnten unkonventionelle Erdgasvorkommen eine Rolle spielen, die insbesondere in NRW vermutet werden. Die vermuteten Erdgasvorkommen taxiert der Geologische Dienst NRW auf die Größe der Lagerstätte Groningen, der größten auf dem europäischen Kontinent. Um die tatsächlichen Vorkommen zu erkunden, sind im Münsterland sowie im nördlichen Ruhrgebiet durch ExxonMobil weitere Probebohrungen geplant. Das hier gefundene sogenannte „unkonventionelle Erdgas“ soll mittels spezieller Bohrverfahren und Erzeugung von Unterdruck oder mittels der Frac-Technik gefördert werden. Insbesondere das Fracking steht in der Kritik, da Verunreinigungen des Grundwassers sowie die Auslösung von Erdbeben befürchtet werden. Einzige Alternative zum fossilen Erdgas stellt das regenerative Biogas dar. Dieses wird durch Vergärung von Biomasse aus organischen Abfällen oder Energiepflanzen hergestellt und kann nach umfassender Aufbereitung in das Erdgasnetz eingespeist werden. Forschungsprojekte hierzu gibt es an dem Lehrstuhl für Thermodynamik an der Ruhruniversität in Bochum. Auch manche heimischen Industrieunternehmen bieten inzwischen Anlagen zur Aufbereitung von Biogas an. Energieanbieter wie die Stadtwerke Schwerte haben Erdgas mit einem zehnprozentigen Anteil regenerativ produziertem Gas im Sortiment. Allerdings ist es momentan fraglich, ob die angestrebten Mengen auch ökologisch verantwortlich produziert werden können. Der Einfluss der Endverbraucher auf den Gasmarkt darf trotz Liberalisierung als gering bezeichnet werden, denn am anderen Ende der Gasleitung sitzt in der Regel einer der wenigen großen Gasvermarkter. Eine Dezentralisierung der Versorgung, wie dies inzwischen durch Nutzung regenerativer Quellen beim Strommarkt zunehmend geschieht, ist beim Gas kurzfristig nicht in Sicht.

MARTIN THELEMANN

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