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Regisseur Ralf Westhoff
Foto: Julia Zimmermann

„Es geht mehr um ein Gefühl“

26. Juni 2014

Regisseur Ralf Westhoff über seine Komödie „Wir sind die Neuen“ – Gespräch zum Film 07/14

Ralf Westhoff, Jahrgang 1969, studierte zunächst Wirtschaftswissenschaften. Durch die Arbeit als Radioredakteur kommt er zum Hörspiel und schließlich zum Film. Zwischen 2001 und 2004 dreht er drei prämierte Kurzfilme, es folgen mit „Shoppen“ (2007) und „Der letzte schöne Herbsttag“ (2010) seine ersten Kinofilme. Sein dritter Langfilm „Wir sind die Neuen“ kommt am 17. Juli ins Kino.

Herr Westhoff, diese jugendbewegten Alten in ihrem Film kann man sich inzwischen ganz gut vorstellen, aber gibt es heutzutage wirklich solch verkrampfte Twens?

Wenn ich die jungen Leute mal kurz verteidigen darf: Die stehen vor ihrem Examen, wenn sie das nicht schaffen, sieht es ganz übel aus mit der Karriere. Und das in einer Welt, in der alles in Euro gemessen wird. Ich habe absolut Verständnis dafür, dass sie sich über diese rücksichtslosen „Alten“ aufregen. Wenn sie dabei ein wenig verkrampft rüberkommen, dann sagt das auch etwas über die Umstände aus mit denen sie umgehen müssen.

Altersarmut, Jugendwahn und Leistungsdruck der Jungen sind einige Themen in ihrem neuen Film. Wie haben sie für den Film recherchiert?
Ich bewege mich in der Welt und spreche mit Menschen. Es geht mir mehr um ein Gefühl, als darum die Realität abzubilden. Das würde auch gar nicht klappen. Der Film stellt die Frage: Wenn die Dinge so sind wie im Film, ist das dann gut?

Komödie arbeitet meist mit Klischee und Überzeichnung. Wie gehen Grobzeichnung und Detailreichtum ineinander?
Im besten Fall erzählt der Film eine Geschichte, die was zu sagen hat. Wenn das der Fall ist, dann darf man sich die nötigen Mittel aussuchen. Wir haben ein paar wunderbare Feinzeichnungen in diesem Film. Michael Wittenborn z.B. hat auf bestimmte Schuhe bestanden, die er damals auch getragen hat. Er wollte „Fete“ sagen und nicht „Party“. Das sind nur klitzekleine Beispiele. Also: „Detailreichtum first“.

Im deutschen Kino scheint immer noch allzu oft Intelligenz gegen Humor anzutreten, statt dass sich beides miteinander vereint. Warum klappt das hierzulande so selten?
Ist das ok, wenn ich nur von meinem Film spreche? Bei uns klappt das hervorragend. Der Film beleuchtet sehr schön wie sich die Gesellschaft in den letzten 35 Jahren verändert hat. Wenn Eltern mit ihren erwachsenen Kindern in den Film gehen, wird das bestimmt hitzige Diskussionen auslösen. Und wenn sie im Kino auch noch gemeinsam über sich lachen, dann ist alles gut.

Das Gelingen einer Komödie steht und fällt auch mit dem Timing. Wie entscheiden sie Fragen nach Rhythmus und Tempo?
Da hatte ich mit Gisela Schneeberger, Heiner Lauterbach und Michael Wittenborn natürliche unglaubliche Komödienprofis am Set, so dass ich nur aus den Angeboten auswählen musste – das reine Vergnügen.

Mit „Wir sind die Neuen“ verlassen Sie ihr bisheriges Thema der Partnersuche. Was darf man als nächstes von Ihnen erwarten?
Der Film soll jetzt mal im Kino gesehen werden, dafür reise ich durchs Land, gehe in die Kinos und spreche mit jedem, den ich erwischen kann. Danach setze ich mich wieder hin und schreibe. Mein Projekt derzeit ist „Wir sind die Neuen“.

Christian Meyer

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