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Komponist Philip Glass
Foto: Pasquale Salerno / CC BY-SA 2.0 (Ausschnitt)

Es werde Licht!

22. Februar 2018

Philip Glass‘ Pharao-Oper „Echnaton“ – Opernzeit 03/18

Ägypten 1400 v. Ch.: Amun wird als Reichs- und Hauptgott neben vielen Nebengöttern verehrt. Nach fünf Regierungsjahren bricht der junge Pharao Echnaton mit der polytheistischen Tradition und erhebt Aton, die Sonnenscheibe, zur einzigen Gottheit. Das hat weitreichende politische Konsequenzen, die sich bis in die Namensgebung hinein widerspiegeln: Der junge Herrscher verbietet den Amun-Kult, ändert seinen Geburtsnamen Amenophis IV. (dem Amun wohlgefällig) in Echnaton (der Aton nützlich ist) und gründet die neue Hauptstadt Achet-Aton (Horizont des Aton, auch Armana genannt). Aton-Anhänger kratzen den Götternamen Amun auf offiziellen Monumenten aus, selbst der Name von Echnatons Vater Amenophis III. wird nicht verschont. Doch Echnatons religiöse Reformen sind nicht von Dauer: Sein Name wird von darauffolgenden Dynastien aus den ägyptischen Annalen getilgt als Akt der Damnatio memoriae. Bis heute ist die historische Figur Echnatons umstritten.

Philip Glass schließt mit dieser Oper seine Trilogie ab, in der er jeweils eine historische Persönlichkeit ins Zentrum stellt, die durch visionäres Denken die Menschheitsgeschichte in den Bereichen Wissenschaft, Politik und Religion veränderten: Einstein in „Einstein on the Beach“ (1975 uraufgeführt), Mahatma Gandhi in „Satyagraha“ (1979) und „Echnaton“ aus dem Jahr 1984. Als erster überlieferter Denker versuchte der Pharao, die Welt durch ein einziges schöpferisches Prinzip zu erklären: Absoluter Bezugspunkt war für ihn das Licht, verkörpert durch die Sonne, der er seinen berühmten Sonnengesang widmete. Glass verzichtet auf eine durchgängige Handlung und vollzieht in Stationen den Aufstieg und den Fall Echnatons nach. Das Libretto besteht aus einer Zusammenstellung von originalen Dokumenten des Alten Reiches und der Amarnazeit und nähert sich der geschichtlichen Hauptfigur ausschließlich in historischen Fragmenten an. Chor und Solisten singen in akkadischer, ägyptischer und aramäischer Sprache, ein Erzähler übersetzt und führt in der Landessprache des Aufführungsortes die Zuschauer durch die Oper. Allein der zentrale Sonnengesang Echnatons im zweiten Akt erklingt in der jeweiligen Landessprache.

Die Hauptfigur ist mit einem Counter-Tenor besetzt, der sich von den anderen Stimmfächern abhebt und mit seiner strahlend hellen, körperlos wirkenden Falsettstimme die geistige Sonderstellung Echnatons zum Ausdruck bringt. Glass‘ Minimal music ist dem Prozess des permanenten Wandels unterworfen. Er komponiert keine grellen Kontraste, sondern einfache harmonische Strukturen und repetierende musikalische Patterns, die sich sehr langsam verändern, so dass sich der Eindruck eines unaufhörlichen Fließens der Musik einstellt. Glass verzichtet in diesem Werk ganz auf Violinen. Der Einsatz einer Oboe d‘amore und eines umfangreichen Schlagzeugapparates schaffen ein exotisch archaisches Klangkolorit.

Der Monotheismus Echnatons erneuerte die Menschheitsgeschichte, doch dessen Intoleranz führt ins Unheil. Phil Glass: „Ich glaube, dass Musik unsere Sicht der Welt verändern kann."

Wo zu sehen in NRW?

Oper Bonn | 11.3.(P) 18 Uhr, 16., 23., 12.4., 21.4., 9.5. je 19.30 Uhr,  29.4. 16 Uhr | 0228 77 80 08

Kerstin Maria Pöhler

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