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David Lynch, Woman Thinking II, 2008
© David Lynch / Museum Brühl

Filme machen

01. Februar 2011

David Lynch in Brühl, Harun Farocki in Köln - Kunst in NRW 02/10

Eine Ausstellung mit Malereien von David Lynch ... gab’s hierzulande noch nie. Hingegen ist der in Los Angeles lebende Lynch als Regisseur berühmt: mit Serien und Filmen wie „Twin Peaks“, „Lost Highway“ und „Mulholland Drive“, die Fragen aufwerfen und kaum Antworten geben. Dass daneben noch ein bildkünstlerisches Werk entstanden ist, bestehend aus Malereien, Assemblagen, Fotoarbeiten, Zeichnungen und Installationen, war hingegen weitgehend unbekannt. Ausgestellt ist es nun im Max Ernst Museum in Brühl. Der Ort ist konsequent. Denn Lynch, der selbst Kunst studiert hat, ist schon über seine Filme dem Surrealismus eines Max Ernst verwandt, im Spiel mit dem Unterbewusstsein, im Krassen des Realismus und im Symbolhaften von existenzieller Tragweite wie auch in seiner intuitiven Kombinatorik. Daneben kennzeichnet seine Filme u.a. eine verlangsamte Wahrnehmung in leeren, plötzlich riesigen Räumen und die Aufhebung jeder mentalen Sicherheit. – Vieles davon findet sich nun auch in der Brühler Ausstellung des bildkünstlerischen Werkes wieder, die noch manchen filmischen Einfall verdichtet, nun beim Namen nennt. Aber während etwa die Fotoserie der „Schneemänner“ mit ihrer aberwitzigen Konzeption und der beiläufigen Perspektive einfach gelungen, so simpel und doch so vielschichtig ist, überzeugen andere Werkgruppen mitnichten. Die großformatigen, nicht zu übersehenden Malereicollagen von Handlungsstills etwa sind zu sehr geronnenes Zitat. Aber egal, auch da kommt man den Ideen des großen David Lynch näher. Die Mysterien seiner Filme werden nicht gelöst, aber sie sind gegenwärtig. Viel mehr ist nicht drin.

Eine halbe Autostunde Richtung Norden breitet ein weiterer Filmemacher sein (filmisches) Gesamtwerk aus, der 1944 als Sohn eines Inders in der damaligen CSSR geborene und in Berlin lebende Harun Farocki. So wie bei Lynch die Augen der Cineasten leuchten, so wird Farocki als Solitär des Kunstfilms und der Neuen Medien hoch geachtet, spätestens seit seiner Teilnahme an der documenta 2007. Dort hat er auf etlichen Monitoren in unterschiedlichen Perspektiven, Abstraktionsgraden eine vibrierende Analyse des Endspiels der Fußball-WM 2006 unternommen, die über das Fußballereignis weit hinausging. Diese Arbeit ist nun Teil der Schau im Museum Ludwig in Köln. Mit seinen Filmen ist Farocki engagierter Aufklärer und Feldforscher, zu sehr Didaktiker mit dem Hang zu großer Ausführlichkeit und Perfektion. Aber er macht natürlich alles richtig, jede Arbeit besitzt gesellschaftliche, politische oder kulturelle Brisanz und ist eine Bereicherung unseres Wissens. Extra interessant aber ist, dass Farocki zugleich die Möglichkeiten seiner Medien hinterfragt und von Mal zu Mal das Spektrum zwischen schematischer Darstellung und der Reproduktion vorhandenen Filmmaterials auslotet. Mitunter nahe an der Dokumentation tritt der Filmemacher selbst in Erscheinung, mit der Kamera als sichtliches Medium der Vergewisserung und der Beobachtung. Übrigens ist das auch ein zentrales Motiv bei David Lynch, aus einem anderen Blickwinkel zwar, aber ähnlich vertrackt, vieldeutig. Es stimmt schon, von Brühl nach Köln ist es nicht so weit.

David Lynch – Dark Splendor I bis 21. März im Max Ernst Museum des LVR in Brühl I www.maxernstmuseum.lvr.de

Harun Farocki I bis 7. März im Museum Ludwig in Köln I www.museum-ludwig.de

Thomas Hirsch

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