Ecki schiebt sich den Hut in die Stirn. Gerade hat er wieder gesehen, welche geilen Bands im Sommer über den Alten Kontinent streunen, immer auf der Suche nach dem zusätzlichen Gig für ihren löchrigen Tourneeplan. Die mächtigen Jazzevents in Rotterdam über Montreux bis Perugia und allein rund 50 Festivals nur in deutschen Landen locken in der warmen Zeit Jazzer und alle locker Verwandten aus Ethno und Rock immer dicht an Eckis Domäne vorbei. Ecki ist Festivalmacher. Keiner von denen, die tagelang mit ihrem Kreativteam über sinnige interdisziplinär-künstlerische Programmstrukturen grübeln, sondern ein Macher, der sich Jugendträume verwirklicht, der sich mit den Künstlern im Arm ablichten lässt und gern mal eine dicke Zigarre dampft – ein Pragmatiker. Denn andere Leute haben auch Langzeitträume, und Ecki erfüllt sie – manchmal. Aber er hat auch ein ganz fettes Problem: Sein Festival, die Leverkusener Jazztage, finden – aus praktischen Gründen – in den Herbstferien statt, meist Anfang November. Da sind die ganzen Heroen alter und junger Tage wieder in der Heimat. Und Ecki muss teuer kaufen, exklusive Anreisen löhnen, na ja, dass ein oder andere Schnäppchen lässt sich auch da finden. Aber darum geht es nicht. Der Sommer lockt so reizvoll…
Ecki hatte eine Idee. Seit kurzem betreibt er den alten Kino-Komplex „Scala“ in Opladen, einem netten Städtchen, das vor Jahren zwar von Leverkusen einverleibt wurde, aber immer noch ein gewisses Flair sein Eigen nennen darf. Hier gibt es zwei Kino-Säle, Restauration und – einen Konzertsaal. Der fasst zwar nur etwa 300 plus Besucher, aber wenn der Preis für die Künstler stimmt…
Jedes Kind braucht einen Namen, und die kleine Konzertreihe, die jetzt den Sommer aufheizen soll, nennt sich „Jazztage Summerstage“. Nach einer „African Night“ und einer „Big Band Night“ erhält Opladen im Juli vier internationale Acts, die ansonsten auf größeren Bühnen gastieren. Aus Texas kommt Monte Montgomery, den ein Fachmagazin unter die „50 besten Gitarristen der Welt“ einordnet – weil er tatsächlich ziemlich kompetent auf einer Akustikgitarre improvisieren kann. Eine „Cuban Night“ und „Cubanismo“ versprechen jede Menge Gaudi für die Beine. Mit „Mother‘s Finest“ tangiert eine Kultband der Funkrockpop-Zeit die Kleinstadt an der Wupper, und durch Anne Clark wird der Techno-Beat domestiziert.
Die Frage drängt sich auf: Wieso heißt das denn Jazztage? Da lässt sich vermuten: Weil das ein etablierter Produktname ist! Außerdem spielt das keine Rolle. Es geht hier darum, dass ein Kulturunternehmer auf eigenes Risiko und ohne staatliche Bürgschaft für die Sommerzeit ein sehr populäres und interessantes Kulturangebot ermöglicht, wo sonst keines gewesen wäre. Da kann man schon mal aus dem Umland in das kleine sympathische Städtchen Opladen anreisen, der Bahnhof ist in Fußnähe. In Opladen ist eigentlich das meiste in Fußnähe. Das Angebot von Ecki steht. Und das ist einfach nur toll. Und sonst nix.
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