Ein wenig eingeschüchtert schaut das Gürteltier schon auf seinem Porträt. Es ist halt nicht gewohnt, so sehr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Aber so ist das eben bei Heidi und Hans-Jürgen Koch, die beiden Fotografen nehmen ihre Models ernst, gerade weil es sich bei ihnen oftmals um Tiere handelt. Das ist auch der Deutschen Gesellschaft für Photographie nicht entgangen, die ihnen den Dr.-Erich-Salomon-Preis 2011 zuerkannte. Erich Salomon war der bedeutendste Fotojournalist der Weimarer Republik und starb in Auschwitz. Die Liste der Preisträger liest sich von Robert Frank bis Martin Parr wie ein Who is Who der Geschichte des Fotojournalismus.
Nachdem der STERN 1990 eine Fotoserie über Hausmäuse von den Kochs publiziert hatte, wollten alle Magazine ein solch pointiertes Meisterwerk drucken. So etablierte sich das Ehepaar innerhalb der Illustrierten-Landschaft in kürzester Zeit. Das Gürteltier auf der Landstraße im heißen Australien ist denn auch der beste Beweis: Die Kochs betrachten Tiere als Persönlichkeiten. Das verändert auch unseren Blick auf die Tiere, er wird respektvoll und sensibilisiert uns für Humor. Man darf auf ihren Bildern schon entdecken, wie skurril die Tiere mitunter wirken, aber sie werden halt nie in niedliche Objekte für menschliche Fantasien verwandelt. Deshalb gibt es auch keine Präferenzen, Geparden sind gleichermaßen präsent im Werk des Fotografen-Ehepaars wie Kakerlaken.
Die Kochs zeigen uns aber nicht alleine die Tiere auf eine Weise, die wir nicht gewohnt sind, auch auf uns selbst verändert sich der Blick. Heidi und Hans-Jürgen Koch bringen es fertig, aus der Untersicht auf ein Gürteltier zu schauen, so bekommen wir nicht alleine eine Vorstellung davon, was es heißt, klein und ausgeliefert zu sein, es stellt sich auch die Frage, warum gehen wir eigentlich so mit Tieren um, wie wir es tun? Der soziale Aspekt ist stets Teil ihrer Expeditionen ins Tierreich, die sich auch mit Ausbeutung oder Verwahrlosung von Tieren beschäftigen. Die Schönheit vergessen sie gleichwohl nicht in ihren makellos komponierten Farbaufnahmen. Die Füße der Geparden sind eindrucksvoll, aber Frauenfüße sind es nicht minder, die Kochs zeigen beide auf einem Bild und erinnern uns daran, dass auch wir Naturwesen sind und uns nicht alleine deshalb das Schicksal der Tiere angeht. Eine gute Wahl, die die Deutsche Gesellschaft für Photographie mit ihrer Ehrung von Heidi und Hans-Jürgen Koch getroffen hat. Vorgenommen wird sie am 19. November in Bonn im Rheinischen Landesmuseum, wo dann auch die Ausstellung „Blaschka – Gläserne Geschöpfe des Meeres“ zu sehen ist, in der die Kochs Fotografien der Glaskunstwerke von Leopold Blaschka zeigen.
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