Der Konzert- wird zum Kinosaal, wenn das Deutsche Filmorchester Babelsberg samt Chor live Gore Verbinskis ersten „Fluch der Karibik“ untermalt, in dem sich Johnny Depp als vom Pech verfolgter Piratenkapitän Jack Sparrow mit einer Gouverneurstochter, einem Piratensohn und einem verfluchten Schiff herumschlagen muss. Während der Film in der englischsprachigen Originalfassung mit deutschen Untertiteln über die Leinwand flimmert, spielt das Orchester darunter sekundengenau die entsprechende Filmmusik. Seit 2011 setzt Dirigent Helmut Imig diese wundervolle Idee abwechselnd mit dem Filmorchester Babelsberg und den Münchner Symphonikern um – und sorgt nach beendeter Seeschlacht samt Happy End für Begeisterungsstürme und Standing Ovations im Publikum. Kein Wunder, denn der in Bonn geborene Dirigent begleitet seit über zwei Jahrzehnten die verschiedensten Stummfilme, liebt Lubitsch und Chaplin, verantwortete die Uraufführung des rekonstruierten „Metropolis“ und treibt seine Musiker auch bei dem Disney-Abenteuer zu einem Klangerlebnis, „gegen das selbst Dolby-Surround machtlos“ ist.
Die Lust am Kino und an der Musik ist bei Imig nicht nur auf der Bühne zu spüren. Im Gespräch erklärt er, wie er dank moderner Technik den richtigen Einsatz findet. „Ein Knopf im Ohr spielt den Klick ein, ich gebe dann entsprechend synchron den Einsatz fürs Orchester.“ Dass die Musik aus „Fluch der Karibik“ so an die Seele geht und live ein noch intensiveres Filmerlebnis bieten kann, liegt laut dem quirligen Mann, der in Köln zur Musikhochschule ging, bevor er danach als Operndirigent die halbe Welt bereiste, vor allem an der „außergewöhnlichen Qualität“ des Soundtracks von Klaus Badelt und Hans Zimmer. Die aus klassischen Piratenabenteuern und modernen Geistergeschichten à la „Armee der Finsternis“ zusammengesetzte Jerry-Bruckheimer-Produktion begeistert das Publikum immer wieder von neuem und belegt, dass Repertoirekino gerade auch als Event funktionieren kann.
Am 10. und 11.4. kommt Imig mit dem 1918 gegründeten Filmorchester Babelsberg in die Kölner Philharmonie, die mit ihrer monatlichen Stummfilmreihe seit Jahren die zeitlose Verbindung von Kino und Musik pflegt und sich um die Vermittlung von Kinogeschichte verdient gemacht hat. Dass die Babelsberger ausgerechnet kurz nach dem 100. Geburtstag ihres Filmstudios in der Domstadt gastieren, ist eine Ehre.
„Fluch der Karibik - Disney Live in Concert“ I Di. 10.4. 20 Uhr, Mi. 11.4. 15 Uhr und 20 Uhr I Frei ab 12 Jahren I Karten unter (0221) 280 280 oder www.koelner-philharmonie.de
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