Als ein amerikanischer Jazzmusiker vor einigen Jahren seinen Sideman vorstellte und seine Bedeutung mit dem Zusatz unterstrich, er habe unter anderem lange bei den Yellowjackets gespielt, wunderte er sich über die fehlende Reaktion. Auf die Nachfrage, wer denn die Yellowjackets kenne, regte sich wenig im jazzaffinen Publikum. Erfahrung ist halt eine sehr private Angelegenheit. Was für den einen Kulturgeschichte ist, bedeutet für den anderen Neuland. Yellowjackets pflegte einen Brunnen der ewigen Jugend: „Eine Partnerschaft unter Musikern“ nennt Bob Mintzer die herausstechende Qualität der Gruppe, die er persönlich seit 29 Jahren die Treue hält. Nebenbei leitet er als Chefdirigent die WDR Big Band, mit beiden Ensembles gastiert er auf dem Jazzfest Bonn.
Es zieht zum zehnjährigen Bestehen ein Resümee über das Geleistete und ergründet „das Neue“ in der Musik – hier speziell im Jazz. Ingredienzen sollen Neugier, Toleranz, Offenheit und Dialogbereitschaft sein. Die Bundesstadt Bonn verbindet das Jubiläum mit der Freude über 70 Jahre Grundgesetz. Der Oberbürgermeister als Schirmherr verbindet beide Feste zu einem gemeinsamen Spektakel auf dem Marktplatz und betont damit die Akzeptanz des Jazz im Gleichklang mit Klassik und Pop – letztere ebenfalls fein gehegte Pflänzchen in Bonn.
Seit dem Start des Festivals bekennt sich Peter Materna, Saxofonist aus Bonn, künstlerisch verantwortlich. Seine Vorstellungen von zeitgenössischem Jazz legte er aktuell mit einer Solo-CD vor, die gemeinsam mit einem großen Konzertflügel bei gedrücktem rechten Pedal im hallenden Kirchenraum des „Collegium Leoninum“ in Bonn entstand: Saxofon pur mit Begleitresonanz aus dem Saitenklang des ungespielten Fazoli 308. Der Aufnahme liegen eigene Werke und Standards zugrunde. Klar erkennbar: Materna beherrscht seine Saxofone wirklich beeindruckend mit schönem Ton. Zum stimmigen Genuss sollte sich der Hörer allerdings in eine Badewanne legen: Kacheln und Ruhe sind für die Akustik empfohlen.
Beides benötigen die Jazzfest-Fans nicht. Es lockt ein Jubiläumsprogramm mit großen Namen: Quasthoff in der Oper, Joe Lovano in der Bundeskunsthalle, Jean-Paul Bourelly in der Brotfabrik, Tower of Power im Telekom Forum, ebenda Mezzoforte, dazu interessanteste Novitäten. Kurz gesagt: ein Fest.
Jazzfest Bonn | 17. - 31.5. | www.jazzfest-bonn.de
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