Die Stadt Gateshead liegt im nordöstlichen England und besitzt eine von Norman Foster konzipierte Design-Konzerthalle, eine Vorzeige-Institution für die Pflege nicht nur klassischer Musik. Diese Philharmonie berief vor kurzem ihren „Rising Star“ Jess Gillam für eine internationale Tour – eine fruchtbare Kooperation internationaler Konzerthäuser, die ihre aufregendsten Entdeckungen durch Europa schicken dürfen. Und manchmal geht es sogar darum, eine neue Geschichte des Saxophons und seiner Bedeutung für den Klassikbetrieb zu erzählen. Leider bekam diese Auftritte in unserer Region aus pandemischen Gründen kaum jemand mit. Die kleine Schar zugelassener Zuhörer allerdings feierte die junge Dame mit Begeisterung.
Jugendliche Frische zählt bei der 23-jährigen Instrumentalistin zu den natürlichen Gaben. Übernatürlich wirkt hingegen ihre Vertrautheit mit dem Saxophon, vornehmlich mit dem Sopransax – je kleiner und höher die Blasinstrumente, umso sensibler und unbequemer wird der sauber intonierte Umgang mit ihnen. Dinge, die weit zurückliegen in der Entwicklung der Künstlerin, die vor drei Jahren bei den BBC Proms, dem Konzert-Highlight des Jahres im United Kingdom, einen bejubelten Auftritt verzeichnete. Damals gewann sie auch den Classic BRIT Award und erhielt einen Plattenvertrag bei einem renommierten Klassik-Label – als erste Saxophonistin überhaupt. Gleichzeitig leitet sie als jüngste Moderatorin aller Zeiten eine eigene Klassiksendung im BBC Radio. Kurz gesagt: Auf der Insel ist Jess bereits ein Star.
Der spieltechnische Standard dieser jungen Künstlerin ist tatsächlich atemberaubend. Erfreulicherweise interessiert sich die Dame für jede Art von Musik. Einmal landet sie in einem Dortmunder Projekt für junge Hörer, dann wieder in England, wo sie ein Saxophonkonzert von Alexander Glasunov interpretiert. Nach ihrem Trip ins Ruhrgebiet spielt sie in London Tango-Klänge von Astor Piazzolla, um einen Abend später in Nottingham mit barocken Tönen von Telemann zu glänzen – das Saxophon klingt mal virtuos, mal leidenschaftlich und auch prachtvoll. Und es kann viel mehr als nur Jazz. Den haut Jess natürlich auch gerne mal aus der Röhre. Für wildes Temperament wählt sie den ungarischen Csárdás, der mit Paganini-Effekt über die Bühne tobt. Das lässt auch junge Hörer staunen.
3. Konzert für junge Leute: Groove Symphony | 28.3. 19 Uhr | Konzerthaus Dortmund | 0231 22 69 62 00
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