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Bonaparte reüssierten 2010 in Werden mit einer extravaganten Show
Foto: Melissa Hostetler

Keine Tradition an Pfingsten

30. Juni 2011

Folgen der Loveparade? Das Open Air Essen-Werden fiel diesmal aus - Musik in NRW 07/11

Das diesjährige Pfingstwochenende wird für viele Essener seltsam ruhig gewesen sein. Schließlich fehlte etwas, das jahrzehntelang zum festen Inventar der Pfingsttage galt: das Open Air in Essen-Werden, eine der wichtigsten Umsonst & Draußen-Festivals, nicht nur in Essen und seinem Umland. Die Tragödie rund um die Loveparade 2010 in Duisburg ist leicht und vollkommen richtig als der auslösende Faktor der Absage zu benennen, der eigentliche Grund liegt aber in dem Bestreben der Verantwortlichen, das Risikopotenzial solcher Veranstaltungen für die Zukunft zu minimieren. Grundsätzlich ist das natürlich richtig, viele Fans des Festivals fragen sich nur: Hätte die Reaktion auf das Loveparade-Unglück nicht rasch genug erfolgen können, um das Pfingst Open Air in Werden 2011 zu sichern?

Man muss sich dank einschlägiger Erfahrungen wohl damit abfinden, dass die Mühlen kommunaler Kulturinstitutionen langsam mahlen, langsamer als es so manchem freien Veranstalter lieb ist. Die Entwicklung und Abnahmeprozesse von Sicherheitskonzepten dauern nur in günstigen Fällen Monate. Ähnlich viel Zeit braucht es, um bestehende Veranstaltungen auf mögliche Sicherheitslücken abzuklopfen. Im Falle des Pfingst Open Air, das in den vergangenen Jahren auf eine Besucherzahl von 25.000 gewachsen ist, war allen Beteiligten schon früh klar, dass die bestehenden Brandschutz- und Sicherheitskonzepte den neuen, durch die Loveparade sensibilisierten Anforderungen nicht mehr gerecht werden können. Deshalb mussten die Veranstalter, das Jugendamt der Stadt Essen und der Rockförderverein Essen e.V., ein vollkommen neues Konzept erarbeiten und durch die entsprechenden Gremien bringen. Anderslautende Gerüchte wie finanzielle Engpässe oder eine generell ablehnende Haltung der Stadt gegenüber dem Open Air scheinen tatsächlich aus der Luft gegriffen zu sein. Dagegen ist es keinesfalls sicher, dass das Festival in seiner gewohnten Form 2012 wieder stattfindet. Zum einen weiß niemand, ob zu dem nötigen Zeitpunkt Ende 2011 die neuen Konzepte tatsächlich schon alle behördlichen Hürden passiert haben. Zum anderen könnten die Ergebnisse der Untersuchungen eine strukturelle Änderung des Festivals mit sich bringen. Zum Beispiel könnte erstmals ein Eintrittsgeld erhoben werden, um die Besucherströme besser regulieren zu können. Schließlich sei man im vergangenen Jahr bereits an die Kapazitätsgrenzen gestoßen, wie ein Mitarbeiter des Essener Jugendamtes schon damals bekannt gab.

Möglicherweise hätte ein freier Veranstalter als Partner mit einem gewissen öffentlichen Druck die Untersuchungen beschleunigen und ein Pfingst Open Air 2011 durchführen können. Ob das aber im Sinne der sorgfältigen Aufarbeitung der Sache gewesen wäre, steht auf einem anderen Blatt. Andere Beispiele zeigen, dass die neu entdeckte Gründlichkeit beim Thema Sicherheit nicht allein Werden betrifft. Immerhin wird ein anderes musikalisches Großereignis der Stadt, das Essen Original, wie geplant im September stattfinden. Bei diesem ebenfalls kostenlosen Fest werden sogar 150.000 Menschen erwartet. Und man kann davon ausgehen, dass das dortige Sicherheitskonzept harten Prüfungen standgehalten hat. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Essen Original I Kennedyplatz, Flachsmarkt Essen I 16.-18.9.I 0201 88 72 00

CHRISTIAN STEINBRINK

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