Wahrscheinlich hat es Joan Miró, den berühmten katalanischen Maler, Grafiker und Bildhauer, selbst am meisten geärgert, dass seine Kunst als schön und eingängig apostrophiert wurde. Das liegt an Motiven wie der runden Scheibe und den Sternen und der Schlangenform. Die Heiterkeit steht seinen Werken indes gut zu Gesicht: Sie erleichtert es dem Betrachter, den Dialog mit den Kunstwerken und ihren Themen aufzunehmen. Zugleich spricht das primäre Formvokabular tiefere Schichten des Bewusstseins an. Und es sollte nicht vergessen werden, dass Miró ein Held der Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts war und vieles erst erfunden hat.
Miró (1893-1983), der in Barcelona geboren wurde und dort auch studiert hat, kam 1920 nach Paris, wo er zunächst Picasso kennenlernte und zum Kreis der Surrealisten um André Breton stieß. Mit Max Ernst freundete er sich an und entwarf mit ihm Bühnenbilder für das Ballett. Zwar kehrte er 1932 nach Barcelona zurück und ließ sich 1956 auf Palma de Mallorca nieder, aber mit seiner Kunst war er da bereits ein Global Player, ausgezeichnet mit dem Großen Preis der Biennale Venedig und mehrfach zur documenta eingeladen. Grundlegend für sein Werk ist der Surrealismus mit dem Verfahren der Collage als erfinderischer Verbindung von Unterschiedlichem, um atmosphärische Befindlichkeiten oder ein Gefühl der Beunruhigung in Bilder und Skulpturen zu übertragen. Für Miró boten der Spanische Bürgerkrieg und die Franco-Diktatur dazu allen Grund. Auch wegen diesem politischen Bezug hat er seine Plastiken in ihrer archaischen Figuration als „Monster“ bezeichnet. Eine Auswahl aus der Sammlung der in Südfrankreich ansässigen Fondation Maeght zeigt nun das Max Ernst Museum des LVR Brühl.
Nach ersten Versuchen in den 1930er Jahren hat Miró seine Plastiken vor allem in den 1960er und 1970er Jahren geschaffen, zumeist im handlichen Format, aber vereinzelt mit über zwei Meter Höhe. Er verwendete Metallteile, Stücke von Haushaltsgeräten, Tonscherben und Hölzer, die er am Straßenrand oder am Strand von Palma de Mallorca eingesammelt hat. Seine Kombinatorik orientiert sich an der menschlichen Konstitution bis hin zu Details, welche die Plastiken erst recht zu Wesen mit menschlichen Attributen werden lassen. Miró hat die Objekte in Bronze gegossen und so vereinheitlicht. Besonders eindrucksvoll sind in Brühl die Plastiken, die im Bronzeton verbleiben und dadurch die Abschürfungen und Beschädigungen bewahren. Erst bei den späten, ebenfalls ausgestellten Plastiken hat Miró Farbe aufgetragen. Begleitend sind Zeichnungen, Bilder und ein Wandteppich zu sehen, welche verdeutlichen, wie konsequent er seinen Themen und Motiven nachgegangen ist: Mirós Kunst ist wiedererkennbar, bisweilen beinah plakativ, weil sie sich ganz elementar dem Menschen und seinen tiefsten Anliegen widmet.
Miró – Welt der Monster | bis 28.1. | Max Ernst Museum des LVR, Brühl | www.maxernstmuseum.lvr.de
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