Brauchen wir tatsächlich noch eine Förderung von Künstlern und Museen? Staatsminister Bernd Neumann (CDU) hatte eine einfache Antwort: „Ja, ja und nochmals ja“. Am Mittwoch luden 20 Kunstmuseen aus 15 Städten des Ruhrgebietes zum Neujahrempfang in die Neue Nationalgalerie in Berlin. Was nicht alle wissen, die Kooperation wird bis 2014 vom Land Nordrhein-Westfalen und der EU gefördert. Der Verbund repräsentiert die weltweit größte Dichte von Museen moderner Kunst vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Und dass es in Deutschland nur zwei Metropolen gibt, eben Berlin und das Ruhrgebiet , zu diesem Schluss sei bereits Karl Ernst Osthaus gekommen, so der Bochumer Museumschef Hans Günter Golinski in seiner Eröffnungsrede als Sprecher der Ruhrkunstmuseen.
„Sparzwang bei der Kultur“ war das eigentliche Thema des Abends. Es sei ein Unding, dass viele Museen heute über keinen Ankaufsetat mehr verfügen, sagte Staatsminister Neumann weiter, der dann auch noch gegen die Unart der Museen wetterte, Kunstwerke aus dem Bestand zu verkaufen, um finanzielle Engpässe zu umschiffen: „Das ist keine Lösung, das ist weder visionär noch kreativ.“ Zudem würde es Mäzene und Förderer verprellen und ganz wichtig, wer der Kultur das Geld verweigere, der rette damit keine Haushalte. Udo Kittelmann, Chef der Neuen Nationalgalerie hatte da bereits vorgeschlagen, große Sammlungen auch einmal gemeinsam zu erwerben. Dieses Vorgehen hätte in der Vergangenheit schon ein paar Mal funktioniert.
Die anschließende Podiumsdiskussion „Wer braucht wen“ ging fast im Gesprächsgemurmel der geladenen Gäste unter, was den Direktor des Duisburger Museums Küppersmühle für Moderne Kunst, Walter Smerling erst erzürnte, dann aber doch als vehementen Vertreter der staatlichen Kunstförderung in Anspruch nahm, denn Professor Markus Lüpertz (leger in Turnschuhen, und ohne den üblichen Firlefanz aus Ringen und Anzug) sprach sich gegen Kunst und Künstlerförderung aus: „90 Prozent der Scheißkunst, die uns umgibt, gibt es nur, weil sie gefördert wird“. Er habe schließlich alles aus eigener Kraft geschafft, sodass er jetzt im Alter so eben von seiner Kunst leben könne. Das führte zwangsläufig zu viel Gelächter im Saal, insbesondere bei den anwesenden Künstlern, aber auch zu viel Widerspruch in der Diskussionsrunde, die auch immer wieder die kulturelle Bedeutung des Ruhrgebiets in Deutschland bestätigte.
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