Theater, Dj-Set, Tanz, Konzert, Gender-Performance – ja, was denn nun? Alles auf einmal? Das kann doch nicht funktionieren und schon gar nicht im ehrwürdigen Kölner Schauspielhaus. Offenbar doch, denn was die Kanadierin Peaches im Rahmen von „Impulse“ auf die Bühne bringt, fesselt die Zuschauer sofort. Schon im Vorfeld gab es ganz viel Verwunderung darüber, ob es möglich ist, der Show „DJ Extravaganza“ im Sitzen zu folgen. Peaches gab die Antwort nach nicht mal zwei Minuten: „Leave your brains at home! Everybody stand up!“. Soviel ist klar, das ist keine höfliche Bitte. In kürzester Zeit stürmt das halbe Parkett nach vorne und quetscht sich tanzend zwischen erste Reihe und Bühne.
Auf ein aufwändiges Bühnenbild wird verzichtet, es ist aber auch unnötig, denn das Kostüm der Performance-Künstlerin zieht ohnehin alle Blicke auf sich. Sie trägt einen hautfarbenen Body, darunter eine durchsichtige Strumpfhose und hohe schwarze Stiefel. Um den Hals prankt ein überdimensional großer Kragen, der aus aufblasbaren aneinander genähten Brüsten besteht. Erst auf den zweiten Blick wird klar, dass die Brustwarzen aus Barbieköpfen mit abgeschnittenen Haaren bestehen. Das hatte Mattel sich aber bestimmt anders vorgestellt, als sie 1959 eine Puppe auf den Markt brachten, die das normkonforme Vorbild von Millionen von Mädchen wurde. Peaches dagegen ist eine Anti-Barbie. Die Schminke ist pink-blau, glitzert und durchzieht ihr ganzen Gesicht; die langen blonden Haare sind an einer Seite komplett kahl rasiert.
Großartige Sidekicks für Peaches eigene Performance sind die beiden Burlesque-Tänzerinnen Ginger Synne und Killing Ira, die kleine Episoden zu den Stücken spielen, die Peaches auflegt. Immer sind es sexuell aufgeladene Auftritte: Machtspiele zwischen einer stärkeren und einer schwächeren Frau. Ob die Nonne, die Soldatin, das Monster oder die Bauchtänzerin – alle Rollenmuster werden durch die Kontraste der Show auf die Probe gestellt. Feuer spuckend und mit Kunstblut spritzend integrieren Ginger Synne und Killing Ira durchaus Elemente des modernen Theaters. Im Finale regnet es es Glitter – abgeschossen aus penisförmigen Gitarren. Dann wird es still und die blutverschmierte Peaches singt mit einer immer sanfter klingenden Stimme Tina Turners „Private Dancer“. Das Publikum tut es ihr gleich. Doch wo kommt der Lärm her? Die Tür fliegt auf, Frauen in gestreiften Kostümen schnappen sich Peaches und laden das Publikum zu Aftershow-Party ein, die schon in vollem Gange ist. Peaches tanzt mit, bis zum Morgen.
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