Ein absolutes Highlight der „Improvisierten Musik“ im ureigenen Sinne bietet im Juni ein Abend in der Philharmonie Essen. Bereits seit zwanzig Jahren – und die Heroen des Abends haben das Alter dafür – treffen sich Chick Corea und Bobby McFerrin zu einem intimen Duo-Konzert, zu einer Session der leisen Töne. Beide sind Tellerrand-erprobte Neugierige, die in allen Spielarten der Musik zu Hause sind, die sich lohnen – manchmal künstlerisch, auch mal finanziell.
Um Geld muss sich Chick Corea wahrscheinlich weniger sorgen, er gilt seit seinem Einsatz bei Miles Davis als der Messias eines neuen Sounds im Jazz, bei ihm wurde das E-Piano zum Surfbrett auf der kräftigen Welle des Elektro-Jazz bis in das gerade Fahrwasser des Jazzrock und der Fusion. Ewig gültige Platten hat er geschaffen mit der Sängerin Flora Purim und seiner Band „Return to forever“, mit Texten, die erst unter Drogenkonsum aussagefähig wurden.
Das passte in seine Zeit wie das „Don‘t worry, be happy“ des jüngeren Sängerkollegen McFerrin, der sich mit diesem kindgerechten Welthit sofort wieder aus der seichten Pop-Geld-Maschinerie verabschiedete und sich verstärkt auch um die Klassik bemühte – eine weitere Verbindung zu Chick, denn dieser spielte sogar mit dem österreichischen Klassikpianisten Friedrich Gulda gemeinsam Mozart auf CD ein. McFerrin versuchte sich mit edlen Orchestern als Dirigent, nicht ganz so erfolgreich wie mit seiner Idee, verschiedene Solokonzerte z. B. für Cello auf Dududu mit seiner Stimme abzusingen. Das brachte eine nette Farbe in den Konzertzirkus, blieb aber immer hinter seinen spektakulären Solo-Abenden für Stimme zurück. Wie ansteckend seine Projekte sind, das zeigte besonders am „Day of Song“ der RUHR.2010 sein Auftritt in der Gelsenkirchener Schalke-Arena, wo er Abertausende zum Mitsingen motivierte.
Beide Künstler sind große Virtuosen, fantastische Improvisatoren und haben das Herz am rechten Fleck. Mit einer Brise feinem Humor werden sich die Künstler gegenseitig aus der Reserve locken. Denn beide stehen so grenzenlos über dem normalen Rüstzeug eines gestandenen Jazzmusikers, das sich hier Improvisation nicht nur auf die Noten bezieht, sondern auf das Gesamtkonzept eines solchen Abends. Es darf gesungen und gelacht werden – alles ist möglich.
25.6. I Philharmonie Essen: Jazz Line I Alfried Krupp Saal I www.philharmonie-essen.de
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