Die Quadriennale Düsseldorf steht vor der Tür: In ihrem Trailer mäandert ein violettes Farbband durch die Stadt, markiert den städtischen Raum ebenso wie die Museen und umgarnt ganz verschiedene Personengruppen. 13 Ausstellungsinstitute der Landeshauptstadt und ihrer Umgebung zeigen thematisch aufeinander abgestimmte Gruppen- und Einzelausstellungen. Damit soll der Kunststandort Düsseldorf mit seinen außergewöhnlich vielen Museen und Kunstinstituten vorgestellt und positioniert werden. In der dritten Auflage nach 2006 („Der Körper in der Kunst“) und 2010 („Kunstgegenwärtig“) lautet das Motto der diesjährigen Quadriennale: „Über das Morgen hinaus. Wie sich Künstler mit der Zukunft beschäftigen – gestern und heute“. Es geht um gesellschaftliche Utopien, um Entwürfe für die Zukunft auf der Basis einer avantgardistischen Haltung. Vernünftigerweise reagieren die Kunstinstitute auf dieses weitgefasste Themenfeld entsprechend ihrer eigenen Ausrichtung. So wendet sich die Kunstsammlung NRW im K20 am Grabbeplatz dem russischen Suprematismus des frühen 20. Jahrhunderts zu: Sie thematisiert dessen Beschäftigung mit den Dimensionen und Bedeutungen der Farbe Weiß. Gezeigt werden Werke von Kandinsky, Malewitsch und Mondrian. Ergänzend dazu findet ein Projekt mit Olafur Eliasson, einem weltberühmten Künstler unserer Tage statt, der nun zwischen Naturwissenschaft und reinem ästhetischen Erleben den farblichen Nuancen des Weißes nachspüren wird.
Das K21 im Ständehaus wiederum, das mit seiner Sammlung auf die Gegenwartskunst hin ausgerichtet ist, widmet sich dem Schutzbau als Motiv der Kunst: Als Bunker, Versteck, Gefängnis und Verschüttung mit Beiträgen von Künstlern wie Bruce Nauman, Gregor Schneider und Christoph Büchel. Eine besondere Rolle spielt dabei die Erde mit ihren verschiedenen Bedeutungsebenen. Überhaupt kommt Materie und Substanz eine wichtige Rolle für die künstlerische Formulierung von Zukunft zu, „Verwandlung“ ist ein zentrales Motiv für das Spekulative. Dem geht jetzt die Ausstellung „Kunst und Alchimie“ im Museum Kunstpalast im Ehrenhof nach und verfolgt dies über die Jahrhunderte, auch hier entsprechend der eigenen Kunstsammlung und natürlich auch mit Joseph Beuys. Vielleicht sind dies die drei herausragenden Ausstellungen dieser Quadriennale? Konstant hochkarätig ist aber auch die Kunsthalle, in der zudem der „Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen“ beheimatet ist. Die beiden dortigen Ausstellungen blicken vom Heute aus in die Zukunft und fragen nach der Rolle des Einzelnen für die Gestaltung der Welt. Daneben ist auf eine Ausstellung hinzuweisen, auch wenn sie etwas abseits lokalisiert ist, in der Langen Foundation auf der Raketenstation bei Neuss: Dort wird mit Otto Piene einer der Gründer der Gruppe ZERO vorgestellt. Diese Künstlerbewegung hat um 1960 von Düsseldorf aus utopische Entwürfe für die Zukunft entworfen und dafür eine eigene puristische Bildsprache entwickelt. Und auch wenn diese bildnerischen Umsetzungen längst als Meilensteine der Avantgarde nach 1945 gelten: Die Visionen selbst, die ZERO als solche im Auge hatte, sind auch heute noch Visionen. Auch das ist Kunst.
„Quadriennale Düsseldorf – Über das Morgen hinaus“ | 5.4. bis 10.8. | Düsseldorf | 0211 899 99 07
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