„Es geht darum, dass man die Jungs noch einmal zusammenruft und gemeinsam schaut, wo man angekommen ist. Und das ist immer ein Jetzt, nie ein Gestern.“ Dem Musikjournalisten Hans-Jürgen Linke verdanken wir diese freundlichen Worte über ein Jazzalbum, das den simplen Titel „90“ trägt. Dass es sich dabei nicht um einen Jahrgang handelt, dafür bürgt der im letzten Jahr 90 Jahre alt gewordene Trompeter und vielmehr noch Flügelhornist Ack van Rooyen – jetzt schon 91 Jahre alt und topfit am Horn.
Ältere Jazzfans werden sich auch an Acks Bruder Jerry erinnern, der lange Jahre die WDR Big Band als Leader führte und häufig an ihre Zeiten als Tanzorchester erinnerte, mit populären, aber stets sauber arrangierten und studierten Programmen – und immer einem heiteren Spruch auf den Lippen.
Derweil groovte Ack schon zehn Jahre im „United Jazz & Rock Ensemble“ und parallel bei Peter Herbolzheimer. Clark Terry, Gill Evans, Lee Konitz oder Dizzy Gillespie kreuzten seinen Weg, meist auf den Pfaden des Jazz bewegte sich der klassisch studierte Trompeter. Die Niederlande ehrten ihren Bürger mit Ritterschlag und Verdienstorden – einen tollen Musiker, aber auch einen Menschenfischer.
Als er 1985 den jungen schlaksigen Tenorsaxophonisten Paul Heller auf einem Workshop kennenlernte, erkannte er sofort das heute ausgereifte Potential des Kollegen. Ack wurde sein Mentor – ein Generationenprojekt war geboren, das seit dreieinhalb Jahrzehnten anhält. Heller, seit Jahren Starbläser der WDR Big Band, lädt jetzt in das Alte Pfandhaus nach Köln. Drei Holländer treffen auf drei deutsche Jazzer, darunter Pauls Bruder Ingmar am Bass und Pianist Hubert Nuss.
Das Konzert am 3. September beschließt ein neues Festival in der Domstadt, die Cologne Jazzweek 2021, Premierenveranstaltung eines dezentralen Festivals, das die ganze Stadt erobern möchte. Allein im Pfandhaus gastieren sehr unterschiedliche Persönlichkeiten wie Jasper van‘t Hof, Richie Beirach oder Unterhaltungskönig „Götzi“ Alsmann. Neben solchen Altmeistern in der ehemaligen Versteigerungshalle fluten insgesamt 35 Events stilistische Breite und sämtliche angesagten Locations, auch neue Open Air-Bühnen aus bekannten Gründen. Bis zum 3.9. währt der neuerliche Versuch, ein repräsentatives internationales Jazzfest in der Domstadt zu verankern – die Chancen stehen gerade gut.
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