Der Swing zuckt noch. Auch bei der jüngeren Generation von Jazzmusikern lebt neben der Fusion aus allem, was tönt, surrt oder quietscht immer noch der Ritt auf den Becken, der federleicht in flüssigem Schritt walkende Kontrabass – was sich dann darüber bewegt in den sogenannten freien Improvisationen, das muss heute nicht mehr triolisch abrollen und versetzt schwer und leicht phrasiert werden wie bei den Altmeistern. Aber unterrichtet wird das noch oft, obwohl sich der Instrumentalunterricht an den Hochschulen wie die Mathematik irgendwann zur Philosophie aufrecken musste – viele junge Jazzstudenten schätzen weniger die instrumentalen Fähigkeiten ihrer Mentoren als vielmehr die Anleitung zur völligen Befreiung der eigenen Kreativität. Das kann durchaus lebendige Früchte tragen.
Andererseits ist neben dem Traum-Erfüller immer wieder der eiskalte Geschäftsmann gefragt, auch dafür werden Seminare zur Selbstvermarktung angeboten, selbst ist der/die Mann/Frau im hart umkämpften Musik-Business. Für Agenturen lohnt sich meist der Vermittlungsaufwand im Kunstbetrieb nicht, weil die Gagen sehr gering sind und an der reinen Vermittlung nichts hängenbleibt. Die wachsende Beliebtheit der Frei-Kultur, also Konzerte für lau, mäßig subventioniert und nie wirklich auf einem freien Markt, arbeitet auch nicht in die Taschen der Künstler.
Janning Trumann ist ein sehr rühriges Mitglied der Kölner Jazz-Szene und als Posaunenspieler und Band-Chef wirklich beachtlich im Live-Geschäft. So spielte er z.B. vor einem Jahr mit eigener Band in New York in der Carnegie Hall und später im Kennedy Center in Washington DC. 2016 entschied er den nach der Posaunenikone J. J. Johnson benannten Wettbewerb der Internationalen Posaunenvereinigung für sich und erhielt einen Förderpreis des Landes NRW. Und er bedient Besetzungen vom Duo bis zur Big Band, letzteres z.B. mit dem Subway Jazz Orchestra, dem Cologne Contemperary Orchestra, Makkro oder dem Jazz Baltica Ensemble.
Er möchte jetzt mit einem eigenen Label-Start „Musik greifbar machen“ und meint das ganz konkret, denn Tangible Music ist ein Digitalvertrieb angeschlossen, der via Onlinedistribution seine frischen Kreationen in höchster Qualität im audiophilen Umfeld absetzen kann. Einzelne Veröffentlichungen, so räumt der Label-Gründer ein, werden – für die Jazz-Opas – zusätzlich als klassische CD verfügbar sein. Zum Start sind zwei Produktionen „greifbar“ durch einen Download, in höchster Qualität, Aufnahmen unterschiedlicher Stilistik mit Quartett und Trio, im Mai folgen Aufnahmen des Projektes Junning Trumann 6.
Als Musiker Jahrgang 1990, ausgebildet in Hamburg und Köln, gründete er dieses Plateau als Label für zeitgenössische Musik. Das ist sehr sinnvoll, weiß doch niemand, auf welchen Zug in der Zukunft aufgesprungen oder welche Richtung selbständig ausgelotet werden soll. Trumann erinnert ein wenig an den phänomenal netten und engagierten heutigen Starposaunisten Nils Wogram: immer am Ball, und man führt möglichst selbst. Das sind die besten Aussichten.
Janning Trumann 4 | Do 17.5. 20.30 Uhr | Loft, Köln | www.janningtrumann.com | www.tangible-music.net
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