Mein Tennistrainer, dem die Saitenspannung im Schlägerkopf näherstand als der Saitenklang der Musik, fragte mich einmal nach einer Musikempfehlung, die „ganz in Saxophon gehalten“ wäre. Ende April erscheint die CD „Continuum“ des Trompeters Nils Wülker, die dieser wunderbaren Umschreibung gerecht wird: Sie ist ganz in Trompete gehalten.
Mit dem Shootingstar-Dirigenten Patrick Hahn, dem aktuellen Generalmusikdirektor von Wuppertal, hat der umtriebige Jazztrompeter und Wahlmünchner Wülker mit dem Münchner Rundfunkorchester satte Instrumental-Orchestermusik aufgenommen. Es klingt nach Breitwandkino, nach einprägsamen Minimal-Pattern und sanft flüsterndem Solistenblech. Wülker setzt auf reduzierten Notenvorrat – balladesker Schönton, stets mit entspannt atmendem Melos.
Zu den flirrenden Geigensounds mischt sich der Groove eines Drumsets aus dem Kreise der Wülker-Band – von Groove versteht der gebürtige Bonner einiges. Denn wenn in den letzten Jahren die Fusion-Stars der amerikanischen Szene in Deutschland auftauchten, Spezialisten wie die Grusin-Brüder Don und Dave, die Drum-Machine Billy Cobham oder Gitarren-Hero Lee Ritenour, dann erschien der junge Trompeter Wülker unerwartet zwischen diesen Giants.
Der rheinische Musiker wurde 2013 mit dem Echo-Jazz ausgezeichnet und ist viermaliger Gewinner des German Jazz Awards. Seine stilistische Offenheit sichert dem Experimentator ein breites Publikum. Aber auch ein Spezialisten-Team wie die Kulturschaffenden in Monheim am Rhein reizte jetzt ein mehrstufiges Portrait des seit zwei Jahrzehnten amtlich agierenden, Jazz-orientierten Musikers. Am Internationalen Tag des Jazz werden im schönen Monheim Arrangements von Stücken des US-Jazz-Trompeters Lee Morgan zu hören sein, an dessen 50. Todestag Wülker in diesem Jahr erinnern möchte – dafür sorgte Morgans Ehefrau, die den stilprägenden Hardbop-Spezialisten wegen eines Eifersuchtsdramas während eines Konzertes in einem New Yorker Jazzclub in der Blüte seines Lebens erschoss.
Mit solchen Projekten besetzt Wülker neben dem in unseren Landen alles überstrahlenden Show-Trompeter Till Brönner, der ja die deutsche Antwort auf den amerikanischen Supervirtuosen Wynton Marsalis ist, geschickt Nischen, die in ihrer Bekömmlichkeit auch Breitenwirkung erzielen können. Seine Erfolge geben ihm Recht.
Nils Wülker | 30.4. 20 Uhr | Monheimer Kulturwerke | 02173 27 64 44
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