Mit der Qualität der Malereien hat es nichts zu tun: Manfred Kuttner (1937-2007) war im Kunstbetrieb über Jahrzehnte völlig vergessen; erst in den vergangenen Jahren wurde sein Werk sporadisch auf Ausstellungen gezeigt. Freilich hat Kuttner seine Kunstproduktion schon 1964 eingestellt; sie ist im Kontext einer jungen Avantgarde im Rheinland entstanden, welche noch ihren Weg suchte und sich zum Realismus hin orientierte – wobei seine eigenen Malereien bereits da herausfielen. Sie sind ornamental abstrakt, erinnern an Ausschnitte von Mustern und wirken als geometrische, mitunter dinghafte Formkonstellationen, die zusammengeschoben sind und damit räumlich wahrgenommen werden.
Jedoch setzt Kuttner das Malerische vor das Illusionistische. Die Ordnung der gleichförmigen Bildformen wird gerade nicht sklavisch eingehalten. Der Pinselstrich ist lapidar gesetzt, auch wenn Kuttner mit fluoreszierender Leuchtfarbe malt. Daraus entstehen ausgesprochen intensive Werke, die in ihrer Anfangsphase um 1961 alchimistische Prozesse anklingen lassen, mit der Jute als Bildträger und dem Auftrag von Goldmetallfolie. Aus seiner frühen Auseinandersetzung mit der expressiven Kunst des Informel erwächst bei Kuttner eine dynamische Malerei, die mittels Licht Farbe in Bewegung zeigt und damit weit über die speziellen Effekte der Op Art und der Pop Art hinausgeht. Die Bezüge zur Wirklichkeit liegen zugleich auf der Hand.
Manfred Kuttner hat 1956-1961 an der Kunstakademie Düsseldorf bei K.O. Götz studiert – wie auch Konrad (Fischer) Lueg, Sigmar Polke und Gerhard Richter. Mit ihnen bildete er 1962-1964 eine Ausstellungsgemeinschaft, die unter dem Namen „Kapitalistischer Realismus“ in Erscheinung trat und die Grenzen zur Werbung, zur Ausdruckssprache der Massenmedien und zum Aktionistischen öffnete. Im Rückblick und vor dem späteren Erfolg der Kollegen kommt diesen Projekten nun natürlich besondere Beachtung zuteil. Dass aber die Bilder von Manfred Kuttner auch für sich Bedeutung haben, ausgesprochen interessant und – auch zur Zeit ihrer Entstehung – originell sind, das zeigt jetzt die präzise eingerichtete Werkschau in der Langen Foundation. Übrigens schließt sie noch an die dort vorausgegangene Präsentation mit Objekten und Installationen von Pae White an, einer herausragenden US-amerikanischen Vertreterin einer ornamentalen, zum Angewandten hin orientierten Kunst. Es trifft sich aber auch gut, dass derzeit in der Städtischen Kunsthalle Düsseldorf eine Dokumentation der Aktivitäten der Künstler im Umfeld des „Kapitalistischen Realismus“ gezeigt wird. Hier bestätigt sich noch mal, wie originell die Kunst von Manfred Kuttner tatsächlich war. Die Werke selbst – Malereien, graphische Entwürfe und Objekte – gibt’s in der Langen Foundation zu sehen.
„Manfred Kuttner – Werkschau“ | bis 6. Oktober in der Langen Foundation, Raketenstation Hombroich bei Neuss | www.langenfoundation.de
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