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Ferdinand Kriwet, Installationsansicht Kunsthalle Düsseldorf, © Künstler, Kunsthalle Düsseldorf
Maurice Kaufmann

Seltene Gelegenheiten

31. März 2011

Ausstellungen in Düsseldorf und Köln - Kunst in NRW 04/11

Das Comeback von Ferdinand Kriwet in der Kunsthalle Düsseldorf ist gelungen. Die Werkschau, die erste überhaupt zu seiner Arbeit, zieht den Besucher in ihren Sog und lässt die tägliche Reiz- und Informationsüberflutung auf sinnlichästhetische Weise spüren. Die Zeichen, die mit dem Duktus von Pop Art und Hard Edge-Kunst über die Wände der Kunsthalle laufen, entstammen ganz den Signalen und Parolen des öffentlichen Lebens.

Aber Kriwets Ausstellung rekonstruiert auch die Präsentation seiner Schriftbilder, der emblematischen Bilder, der Film- und Sound-Installationen und seinen Umgang mit Text und Literatur seit den 1960er Jahren, als Ferdinand Kriwet mitten im Zentrum der Avantgarde stand. Schon vor einigen Jahren wurde seine frühe Beschäftigung mit den (damals) Neuen Medien wiederentdeckt, mit Fernsehen und Radio in Sound- und Filmcollagen, Live-Schaltungen, eigenen Hörspielen, Filmen und Theateraufführungen.

Kriwets Sache ist der kulturelle Umgang mit den Strategien der Informationsübermittlung, der Werbung und der suggestiven Berichterstattung, etwa im Stakkato von Piktogrammen und im Geräuschpegel. Dabei erweist er sich als kritischer Analytiker gegenüber den Informationsmedien, erst recht im Zeitalter der digitalen Kommunikation. Jedoch bleibt sich Ferdinand Kriwet, der Ende der 1980er Jahre die Kunst eingestellt und 2004 wieder aufgenommen hat, treu: Er sei der letzte analog arbeitende Künstler, sagt Kriwet, der 1942 in Düsseldorf geboren wurde und heute in Dresden lebt. Seine Medien bleiben das Fernsehen, das Radio und die Schrift – auch in ihrer visuellen Gestalt und als Leuchtschrift sowie als Signet im öffentlichen Raum.

Zumal im Vergleich zu Kriwets Werk – Joel Shapiros Installation im Kölner Museum Ludwig ist ausgesprochen reduziert und wirkt unspektakulär. Sie sei (ersteres in Bezug auf das Material) „einfach und spontan, großzügig und einladend“, schreibt Kasper König im Ausstellungskatalog. Im großen Oberlichtsaal hängen monochrome Tafeln und Bretter aus Holz, das ist es auch schon. Aber jede Tafel ist anders: im Format, im Farbauftrag und der Holzsorte, dem Abstand zum Boden, der Ausrichtung. Zusammen vermessen sie den Ausstellungssaal, nehmen jedoch niemals die Linien seiner Architektur auf, scheinen hingegen plötzlich wie in Bewegung und von einem Zentrum aus in alle Richtungen zu stieben. Dabei treten sie in körperlichen Bezug zum Betrachter, der mit jedem Schritt andere Ansichten erfährt ...

Das ist der Stoff, aus dem große Kunst wird! Und mit Ferdinand Kriwet hat Shapiro nicht nur die Generation und das Besondere der Ausstellung gemeinsam, sondern auch die Inszenierung als Teil der Kunst: Das Publikum wird hier wie da zum Akteur in einem äußerst dynamischen Bühnenbild.

Thomas Hirsch

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