Die Zusammenlegung von städtischen Orchestern an Rhein und Ruhr wurde Mitte des vergangenen Jahrhunderts beschlossen, ähnlich wie in den Neuen Bundesländern nach der Wiedervereinigung. Eine solche Ehe pflegen die Städte Krefeld und Mönchengladbach seit 1950, vor genau fünfzig Jahren erhielten sie den eigenen Namen Niederrheinische Sinfoniker. Und wie bei städtischen Orchestern meist üblich betreut dieses Orchester auch den Betrieb am Theater Krefeld Mönchengladbach.
Große Namen haben hier gastiert und musiziert. Ein Highlight der Musikgeschichte fand 1902 in Krefeld statt, als Gustav Mahler das städtische Orchester persönlich durch die Uraufführung seiner 3. Sinfonie leitete. Spätere Generalmusikdirektoren hießen Lothar Zagrosek oder Yakov Kreizberg, seit mehr als zehn Jahren führt der estnische Dirigent Mihkel Kütson durch Oper und Konzert – wenn kein Gast aus fernen Landen anklopft.
Lange schon schwirrt der Dirigent Shao-Chia Lü auch durch deutsche Regionen, Koblenzer Rheinromantik konnte ihn binden, fünf Jahre GMD erlebte er in Hannover. Länger besetzte er die Chefposition beim Taiwan National Symphony Orchestra. Noch relativ frisch ist die Auszeichnung mit dem Nationalen Kulturpreis von Taiwan im letzten Jahr. Das Verhältnis dieser Insel zu Festland-China ist wahnsinnig kompliziert, beide Seiten halten sich für das echte China. Falls es hier zu militärischen Spezialoperationen käme, wüsste niemand genau, ob es sich um eine Auseinandersetzung zwischen zwei Staaten oder um einen Bürgerkrieg handelt. Umso interessanter also, wie uns der taiwanesische Komponist Gordon Shi-Wen Chin (Jahrgang 1957) in seinem Musikstück „Upsurge“ den aufwühlenden Kampf um Aufschwung für sein Heimatland schildern wird. Der Tonsetzer hat eine ganze Sinfonie unter dem Titel „Taiwan“ geschrieben. Shao-Chia Lü hat schon mehrfach diesen Satz aus dem Werk gelöst und als Ouvertüre seinem Programm vorangestellt – hier winkt die Freiheit der Menschen.
Camille Saint-Saëns schrieb sein 3. Violinkonzert für den Teufelsgeiger Pablo de Sarasate, jetzt interpretiert der junge taiwanesische Geiger William Wie. Das Hauptwerk liefert Hector Berlioz mit seiner Symphony fantastique, mit der er das Geschichtenerzählen in Noten und damit die Programmmusik erfunden hat: Opium gegen Liebeskummer, auch musikalisch ein guter Stoff.
Shao-Chia Lü | 14. & 17.3. Seidenweberhaus Krefeld | 15.3. Theater Mönchengladbach | 16.3. Kaiser-Friedrich-Halle, Mönchengladbach
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