„Li-La-Leverkusen“ sang eine karnevalistische Lokalgröße der Farbenstadt am Rhein irgendwann in den Siebzigern. Rund um den 11.11. liegen seit einigen Jahren die regelmäßig wiederkehrenden Leverkusener Jazztage, und in diesem Jahr soll auch dort kräftig gesungen werden. Denn bei der 32. Ausgabe dieses überregional beliebten Musikfestes steht die menschliche Stimme im Mittelpunkt.
Gleich zum Auftakt singt die französische Chansonniere Zaz, die mit ihrer bluesigen Stimme einen Talentwettbewerb gewinnen konnte. Dazu passt Lisa Bassenge, die deutsch-iranische Stimme, die momentan hauptsächlich in deutscher Sprache dichtet. Der Abend am 5.11. im Leverkusener Forum ist bereits ausverkauft – ein guter Start in die Woche. Nach den aktuellen Szene-Damen gastiert am folgenden Tag eine einzigartige Gesangslegende: Randy Crawford, die Stimme von „Streetlife“, und ihr Mentor Joe Sample werden auch eine abgeklärte Version dieses Crusaders-Hits darbieten. Samples Sohn zupft übrigens den Bass zu diesem romantischen Seniorentreffen – ein Familienidyll. Deodato, der den Abend komplettiert, ist aber nicht der Sohn von Deodato, sondern die Legende Deodato selbst. Wer dachte, nur weil 40 Jahre lang Schweigen herrschte um diesen Künstler, sei der Neuerfinder von „Also sprach Zarathustra“ nicht mehr im Rennen, hat sich getäuscht: Die Legende lebt! Sie singt allerdings nicht.
Raphael Gualazzi, Zweitsieger beim Eurovision Song Contest 2011 – der in Leverkusens Vorschau „Euroversion Song Contest“ heißt, was vielleicht beweisen soll, dass man dieses Kommerzspektakel nur vom Hörensagen kennt – Gualazzi also tritt mit seiner Band auf, um seine Position „zwischen Andrea Bocelli und Paolo Conte“ aktuell auszuloten – was zwischen diesen Polen gähnt, dagegen ist der Marianengraben nur eine Nut. Kyle Eastwood, Sohn von Clint, spielt Bass an diesem 9.11. in seiner eigenen Band, und langsam drängt sich die Frage auf, ob ohne Großveranstaltungs-Hintergrund oder Vitamin Verwandtschaft überhaupt noch jemand auf die Bühne darf. Aber just in diesem Moment taucht der Name Kurt Elling auf, endlich ein mehrfach Grammy-dekorierter Jazzsänger, der tatsächlich ganz ernsthaft Musik macht, ohne an Verkaufszahlen zu denken. Er verdient den Namen „Jazzsinger“, denn auch improvisatorisch pflegt er eigene und traditionelle Wege.
Natürlich singen noch Souler (Maceo Parker), Funker (Larry Graham), Blueser (Walter Trout) und richtige Schreihälse (Popa Chubby), bevor den krönenden Forum-Abschluss am 12.11. zwei Generationen von Gesangsquartetten des Jazz tätigen: Mit „The Manhattan Transfer“ gastieren die legendären Virtuosen dieses Fachs, „Birdland“ in ihrer Version wurde Erkennungsmelodie des gemischten Doppels (Gründungsjahr 1972). Aber auch die Formation „New York Voices“, ebenfalls ein gemischtes Quartett mit Bandbegleitung, hat sich ihren guten Ruf verdient.
Neben dem Gesang stehen die Fusion-Musik und ihre Vertreter in vielen Facetten auf dem Programm: Georg Duke, Aldi Meola mit Gonzalo Rubalcaba, die Yellowjackets und Mezzoforte reisen an den Rhein, mit Musik in jedem Härtegrad und einem netten Wiederhören mit Stars von gestern: Vieles klingt vielversprechend!
„Leverkusener Jazztage“ I 5.-13.11. im Forum Leverkusen I www.leverkusener-jazztage.de
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